Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 02.05.24, 15:45 Uhr

Zweitwärmstes Winterhalbjahr mit einem Niederschlagsüberschuss von ca. 40 Prozent. Rund 13 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 39 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Witterung:
Der April zeigte sein sprichwörtlich typisch wechselhaftes Wetter. So war es am Monatsanfang markant zu warm und sogar erste Sommertage wurden registriert. Zur Monatsmitte kehrte der Winter mit Schneefall bis in tiefe Lage zurück und zum Abschluss war es wieder frühlingshaft warm. Die Niederschlagsbilanz des April fiel regional unterschiedlich aus. Nordbayern (Bayern nördlich der Donau) erreichte einen Monatsniederschlag von 65mm (127% vom Mittel 1971 bis 2000) und Südbayern (Bayern südlich der Donau) 71mm (92% vom Mittel, s. Abb. 1).

Mit dem 30. April ging das hydrologische Winterhalbjahr zu Ende und die 6-Monats-Niederschlagsumme vom 01.11.2023 bis 30.04.2024 erreichte in Nordbayern 494mm (136% vom Mittel) und in Südbayern 607mm (142% vom Mittel). In den letzten 11 Jahren war ein zu nasses Winterhalbjahr eine Seltenheit. So blieben in Nordbayern 7 von 11 Winterhalbjahren seit 2013/2014 zu trocken, in Südbayern sogar 10 von 11. Alle Monate des Winterhalbjahres fielen im Vergleich zum 30-jährigen Mittel 1971 bis 2000 zu warm aus. Außergewöhnlich daran sind die diesjährigen neuen Rekorde wärmster Februar und wärmster März in der 144-jährigen Beobachtungsreihe. Damit reiht sich das Winterhalbjahr 2023/2024 als zweitwärmste Periode nach dem Vergleichszeitraum des Jahres 2007 in der 143-jährigen Beobachtungsreihe ein.

Fließgewässer:
Anfang Mai zeigen zwar ca. 40% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse, eine ausgeprägte Niedrigwassersituation liegt jedoch nicht vor.

Zusammenfassende Bewertung der Niedrigwassersituation im hydrologischen Winterhalbjahr 2023/2024: Die im hydrologischen Sommerhalbjahr 2023 noch vorherrschende Niedrigwassersituation wurde durch das überdurchschnittlich nasse Winterhalbjahr mit den abflussstarken Monaten Dezember und Januar beendet, so dass im hydrologischen Winterhalbjahr 2023/2024 keine nennenswerten Niedrigwasserbedingungen auftraten.
Für den Zeitraum seit Januar 2022 zeigt Abb. 3 den Prozentanteil der Pegel an Fließgewässern mit der Klassifizierung sehr niedrig.

Seen und Speicher:
An den bayerischen Seen tritt derzeit keine Niedrigwassersituation auf.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 81 bis 100% gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.

Der Eixendorfer See ist für Sanierungen (Bau eines neuen Grundablassschachtes) teilabgestaut (siehe https://www.wwa-en.bayern.de/fluesse_seen/massnahmen/eixendorfer_see/absenkung/index.htm).
Er kann für eine Niedrigwasseraufhöhung deshalb nur im sehr begrenzten Umfang herangezogen werden. Ebenso ist an der TWT Mauthaus, wegen laufender Sanierungsmaßnahmen, eine Niedrigwasseraufhöhung nur bedingt möglich.

Das Überleitungssystem Donau-Main versorgt derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser.

Die Betriebsräume der Trinkwassertalsperren Mauthaus und Frauenau sind jahreszeitlich bedingt mit ca. 81 bzw. 90% ausreichend gefüllt und können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen rund 13 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 39 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen:
Üblicherweise findet die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände vor allem im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die Niederschlagsbilanz des nun abgeschlossenen Winterhalbjahres 2023/24 fiel in ganz Bayern erheblich zu nass aus. Vor Allem die sehr niederschlagsreichen Monate November und Dezember 2023 führten zum Jahresende bei vielen oberflächennahen und schnell reagierenden Grundwasservorkommen zu einem markanten Anstieg der Messwerte an Grundwassermessstellen und Quellen. In einigen Regionen Bayern wurden auch neue Höchstwerte registriert, was insbesondere in Siedlungsgebieten teilweise zum Auftreten von vernässten Kellern und Grundwasserkontakt mit anderen Unterflurbauwerken führte.
Zwischenzeitlich haben sich, zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahres, zumeist durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Grundwasserstände eingestellt.
Aktuell weisen lediglich rund 13% der Messstellen der oberen Grundwasser-Stockwerke niedrige oder sehr niedrige Grundwasserverhältnisse auf. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Messstellen der Grundwasservorkommen des fränkischen Jura, des unterfränkischen Buntsandstein, sowie die fließgewässerferneren Vorkommen des Molassebeckens (Tertiär und Obere Süßwassermolasse). Vereinzelt sind auch quartäre Grundwasservorkommen von niedrigen Verhältnissen betroffen (Bereiche der Münchner Schotterebene, Messstellen entlang von Isar, Vils und unteren Main).

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der in Summe zu geringen Niederschlägen der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2022 ein mittleres jährliches Defizit von 16% auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Monate wie in diesem Winterhalbjahr langfristig ausgeglichen werden. Aktuell hat sich eine vorübergehende Erholung eingestellt, allerdings kann sich die Situation durch einen weiteren trockenen und warmen Sommer schnell wieder umkehren. Zum Vergleich: Auch während des hydrologischen Winterhalbjahres 2017/18 wiesen weniger als 10% der Messstellen niedrige Grundwasserverhältnisse auf. Nach den folgenden trockenen und heißen Sommer- und Herbstmonaten wurden dann jedoch an 84% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Messwerte erfasst.
Insbesondere (Stark-)Niederschläge in hoher Menge und von kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen diese Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte daher nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rd. 39%. Dies stellt eine Besserung der Niedrigwassersituation im Vergleich zu den Vorjahren dar, von einer langfristigen Erholung kann hier jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell einzelne Messstellen des Jura im tiefen Karst, sowie mehrheitlich Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Jahreszeitlich und witterungsbedingt liegen die Wassertemperaturen und auch die Sauerstoffversorgung aktuell in einem günstigen Bereich. Auch die vereinzelt auftretenden niedrigen Abflüsse sind aus gewässerökologischer Sicht zurzeit unkritisch.

Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Das Winterhalbjahr mit kalten Nächten und kurzen Tagen bildet die Grundlage für die notwendige Abkühlung der gesamten Wassersäule eines Sees. Die Temperaturen der vergangenen Wintermonate haben ausgereicht, ein stofflicher Austausch von Nährstoffen und Sauerstoff bis in die tiefsten Bereiche konnte stattfinden. Die Situation hat sich dahingehend entspannt. Die seit mehreren Monaten vorherrschenden Wasserstände vieler Seen im normalen Bereich sind vor allem für die Seeufer relevant. Für die in diesem ökologisch sehr wichtigen Teil des Ökosystems See angesiedelten Organismen bestehen gute Voraussetzungen für die weitere Entwicklung in diesem Jahr.

Ausblick:
Der derzeitige Niederschlagstrend des Deutschen Wetterdienstes klassifiziert die Kalenderwoche (KW) 19 als zu trocken, die KW 20 als normal und die darauffolgenden zwei Wochen (KW 21 bis 22) als zu feucht. Die zugehörigen Temperaturvorhersagen zeigen normale bis zu warme Verhältnisse. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2004 bis 2023.

Nach dem zu nassen Winterhalbjahr und aufgrund der derzeitigen DWD-Prognosen ist zunächst keine Niedrigwasserlage zu erwarten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.




Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert in verschiedenen Grundwasserstockwerken im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.


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