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Niedrigwasser-Lagebericht Bayern
Ausgegeben am 11.10.23, 14:45 Uhr
Aus den letzten fünf Monaten resultiert ein Niederschlagsdefizit von 12%. 80% der Fließgewässerpegel sowie 49% der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen zeigen zu niedrige Verhältnisse. 70 Prozent der Messstellen tieferer Grundwasservorkommen registrieren eine Niedrigwassersituation.
Witterung:
Die Niederschlagssumme des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres (01.05. bis 10.10.2023) beträgt für Nordbayern (Bayern nördlich der Donau) 338mm (87% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern (Bayern südlich der Donau) 527mm (88% vom Mittel). Nach dem bayernweit deutlich zu nassen August (Nordbayern markant zu nass, siehe Abb. 1), ließen die stabilen herbstlichen Hochdrucklagen den September deutlich zu trocken ausfallen – Nordbayern registrierte nur 18mm, Südbayern 35mm Regen. Aktuell zeigen Teile Südbayerns eine 18-tägige Trockenperiode und der Niederschlags-/Dürreindex (SPI) der letzten 90 Tage klassifiziert für Teile Oberbayerns mäßig trockene und für Unterfranken sehr feuchte Verhältnisse. Seit Mai sind alle Folgemonate zu warm ausgefallen und der September war der wärmste September in der 143-jährigen Beobachtungsreihe (3,8 Grad über dem Mittelwert 1971 bis 2000). Auch anhand von charakteristischen Kennzahlen lässt sich die überdurchschnittliche Erwärmung in diesem bisherigen Sommerhalbjahr belegen. So erreicht die Anzahl der Sommertage (Tageshöchsttemperatur mindestens 25°C) circa das Doppelte des langjährigen Mittels und reicht von 45 (Hof), über 76 (München) bis 88 (Regensburg). Die Spannweite der heißen Tage (Tageshöchsttemperatur mindestens 30°C) erstreckt sich von 7 (Hof), über 25 (München) bis 29 (Regensburg) und entspricht in etwa dem Dreifachen des langjährigen Mittels. Einzelne Stationen verzeichneten zwei (München) bis vier (Würzburg) Wüstentage mit Lufttemperaturen über 35°C und zwei Tropennächte mit Tiefsttemperaturen von mindestens 20°C.
Fließgewässer:
In weiten Teilen Bayerns herrscht aufgrund des erneuten Niederschlagsdefizits seit Mitte August Niedrigwasser. Aktuell zeigen rund 40% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse. An weiteren rund 40% der Messstellen werden Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft. Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden.
Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns treten vermehrt niedrige Wasserstände auf. An ca. 20% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände, vereinzelt (11%) sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit mit 62% bis 100% gefüllt. Der Betriebsraum des Großen Brombachsees beträgt 45%. Diese Talsperren können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
An drei Anlagen - Ellertshäuser See, Eixendorfer See sowie Trinkwassertalsperre Mauthaus -werden aktuell weiterhin Baumaßnahmen durchgeführt, so dass dort keine bzw. nur sehr begrenzt Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Der Eixendorfer See ist für Sanierungen (Bau eines neuen Entnahmeturms) teilabgestaut. Der Ellertshäuser See wurde in 2021 für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen komplett abgestaut (siehe auch: https://wwa-ellertshaeusersee.de). Der Wiederaufstau wurde im September 2022 begonnen und wird derzeit noch wegen laufender Stahlwasserbauarbeiten auf dem Niveau des Grundsees gehalten.
Das Überleitungssystem Donau-Main versorgt derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser.
Die Betriebsräume der Trinkwassertalsperren Mauthaus und Frauenau sind jahreszeitlich bedingt mit rund 72% ausreichend gefüllt und können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.
Grundwasserstände:
Die teils sehr ergiebigen Niederschläge der zweiten Augusthälfte hatten auf die schnell reagierenden Grundwasservorkommen Bayerns einen positiven Effekt. Dieser ist jedoch, als Folge der anschließenden zu trockenen Wochen, inzwischen weitestgehend wieder kompensiert. Aktuell weisen rund 49% der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. Hingegen zeigten die Messstellen tieferer oder langsam regenerierender Grundwasservorkommen bisher kaum eine Reaktion auf die Augustniederschläge, so dass aktuell an rund 70% der Messstellen eine Niedrigwassersituation registriert wird.
Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen im oberen Grundwasserstockwerk im Sommer/Herbst 2023:
Als Folge der ausgeprägten sommerlichen Trockenperiode bis Mitte Juli hatte sich die Grundwassersituation zunächst deutlich verschärft. Der anschließende Witterungswechsel führte in vielen oberflächennahen und fließgewässerbegleitenden Grundwasservorkommen zu einer leichten Entspannung, bis dann die teils sehr ausgeprägten Niederschläge der zweiten Augusthälfte in einem spürbaren Anstieg der Grundwasserstände resultierten. Dieser erwies sich jedoch als nicht nachhaltig, so werden zwischenzeitlich wieder an 49% der Messstellen niedrige bzw. sehr niedrige Messwerten gemessen (Abb. 2). Viele fließgewässerferne Messstellen bzw. Messstellen mit mächtiger Überdeckung haben bisher nicht, oder nur in geringem Maße, auf die Niederschläge reagiert, so dass diese mehrheitlich eine Niedrigwassersituation aufweisen.
Die aktuelle Niedrigwassersituation ist insgesamt ausgeprägter als zum selben Zeitpunkt der Vorjahre (2022: 40%, 2021: 22%, 2020: 40%, 2019: 37%). Lediglich im Trockenjahr 2018 zeigten zum 11.10.2022 66% der Messstellen eine Niedrigwassersituation.
In weiten Teilen Unter- und Oberfrankens werden derzeit noch durchschnittliche Grundwasserstände und Quellschüttungen registriert. Von niedrigen Grundwasserverhältnissen betroffen sind vor allem Bereiche des Unteren Mains, sowie zum Teil die Grundwasservorkommen des Fränkischen Jura und des Sandsteinkeupers.
In Südbayern sind vor allem die Grundwasservorkommen der Münchner Schotterebene, des Tertiär bzw. der Oberen Süßwassermolasse von einer ausgeprägten Niedrigwassersituation betroffen. Zwischenzeitlich nimmt auch die Anzahl an Messstellen der quartären Vorkommen entlang der Fließgewässer mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten stetig zu.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein mittleres jährliches Defizit von 16% auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) kann dieses Defizit nicht nachhaltig durch einzelne regenreiche Monate ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-) Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Eine Verbesserung der Situation durch eine nachhaltige und flächendeckende Regenerierung, speziell in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit erst wieder durch ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Winterhalbjahr 2023/24 (November bis April) möglich.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rd. 70% (Abb. 2). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind die Messstellen des Jura, des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Jahreszeitlich bedingt liegen Wassertemperaturen und Sauerstoff in einem gewässerökologisch günstigen Bereich. Es werden keine Überschreitungen der gesetzlichen Orientierungswerte der Wassertemperatur mehr gemessen.
Angespannt sind dagegen weiterhin die Abflussverhältnisse. In 80 Prozent der ausgewerteten Fließgewässer treten niedrige bis sehr niedrige Abflüsse auf. Vielfach herrschen diese niedrigen Abflüsse, mit Unterbrechungen im August, bereits seit dem Frühjahr in unseren Fließgewässern vor. Bei einer solchen langanhaltenden und ausgedehnten Niedrigwassersituation muss mit dauerhaften negativen Veränderungen in den Lebensgemeinschaften unserer Fließgewässer gerechnet werden.
Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Das Winterhalbjahr mit kalten Nächten und kurzen Tagen bildet die Grundlage für die notwendige Abkühlung der gesamten Wassersäule eines Sees. So können die im Sommer entstandenen Sauerstoffdefizite über Grund aufgefüllt und die vorhandenen Nährstoffe im Frühjahr dem neuen Pflanzenwachstum zugeführt werden. Die auch im Oktober noch sehr hohen Tagestemperaturen aber auch der fehlende Niederschlag und mangelnde Zustrom kälteren Wassers aus den Zuflüssen verzögert die Abkühlung der oberflächlichen warmen Wasserschichten. Ob die notwendige Abkühlung noch in ausreichendem Maß stattfinden wird, kann man erst nach Ende des Winters anhand von Messungen feststellen.
Die zurzeit stark sinkenden Wasserstände der Seen lassen Uferbereiche trockenfallen. Im Herbst sind viele pflanzliche Organismen bereits abgestorben, Gelege und Jungtiere im Röhricht und Uferbereich sind momentan selten, eine Beeinträchtigung wird in dieser Hinsicht geringer ausfallen. Dauerstadien und Samen, die im Winterhalbjahr im Regelfall von Wasserbedeckung geschützt werden, können aber durch Kälte und Fraß geschädigt werden.
Konkrete Probleme gibt es beispielsweise seit Langem an einem kleineren See dessen Wasserspiegel in Trockenjahren künstlich konstant gehalten wird, um die dort vorkommende seltene und in der Roten Liste als „gefährdet“ geführte Art der Armleuchteralgen nicht zu gefährden. Langfristige Auswirkungen der seit Jahren immer wieder auftretenden, teils langanhaltenden Trockenphasen auf Flora und Fauna der Uferzone können nur durch kontinuierliche Beobachtungen und Untersuchungen auch in den folgenden Jahren erkannt werden.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes klassifiziert die Kalenderwoche (KW) 42 als zu kalt, die darauffolgenden Wochen als normal und die KW 45 als zu warm. Die zugehörige Niederschlagsvorhersage zeigt für die 42. Kalenderwoche normale und für die drei Folgewochen (KW 43 bis 45) zu feuchte Verhältnisse. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2003 bis 2022. Wenn diese Prognosen einträfen, könnte sich die Niedrigwasserlage bis Mitte November etwas entspannen.
Witterung:
Die Niederschlagssumme des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres (01.05. bis 10.10.2023) beträgt für Nordbayern (Bayern nördlich der Donau) 338mm (87% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern (Bayern südlich der Donau) 527mm (88% vom Mittel). Nach dem bayernweit deutlich zu nassen August (Nordbayern markant zu nass, siehe Abb. 1), ließen die stabilen herbstlichen Hochdrucklagen den September deutlich zu trocken ausfallen – Nordbayern registrierte nur 18mm, Südbayern 35mm Regen. Aktuell zeigen Teile Südbayerns eine 18-tägige Trockenperiode und der Niederschlags-/Dürreindex (SPI) der letzten 90 Tage klassifiziert für Teile Oberbayerns mäßig trockene und für Unterfranken sehr feuchte Verhältnisse. Seit Mai sind alle Folgemonate zu warm ausgefallen und der September war der wärmste September in der 143-jährigen Beobachtungsreihe (3,8 Grad über dem Mittelwert 1971 bis 2000). Auch anhand von charakteristischen Kennzahlen lässt sich die überdurchschnittliche Erwärmung in diesem bisherigen Sommerhalbjahr belegen. So erreicht die Anzahl der Sommertage (Tageshöchsttemperatur mindestens 25°C) circa das Doppelte des langjährigen Mittels und reicht von 45 (Hof), über 76 (München) bis 88 (Regensburg). Die Spannweite der heißen Tage (Tageshöchsttemperatur mindestens 30°C) erstreckt sich von 7 (Hof), über 25 (München) bis 29 (Regensburg) und entspricht in etwa dem Dreifachen des langjährigen Mittels. Einzelne Stationen verzeichneten zwei (München) bis vier (Würzburg) Wüstentage mit Lufttemperaturen über 35°C und zwei Tropennächte mit Tiefsttemperaturen von mindestens 20°C.
Fließgewässer:
In weiten Teilen Bayerns herrscht aufgrund des erneuten Niederschlagsdefizits seit Mitte August Niedrigwasser. Aktuell zeigen rund 40% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse. An weiteren rund 40% der Messstellen werden Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft. Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden.
Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns treten vermehrt niedrige Wasserstände auf. An ca. 20% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände, vereinzelt (11%) sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit mit 62% bis 100% gefüllt. Der Betriebsraum des Großen Brombachsees beträgt 45%. Diese Talsperren können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
An drei Anlagen - Ellertshäuser See, Eixendorfer See sowie Trinkwassertalsperre Mauthaus -werden aktuell weiterhin Baumaßnahmen durchgeführt, so dass dort keine bzw. nur sehr begrenzt Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Der Eixendorfer See ist für Sanierungen (Bau eines neuen Entnahmeturms) teilabgestaut. Der Ellertshäuser See wurde in 2021 für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen komplett abgestaut (siehe auch: https://wwa-ellertshaeusersee.de). Der Wiederaufstau wurde im September 2022 begonnen und wird derzeit noch wegen laufender Stahlwasserbauarbeiten auf dem Niveau des Grundsees gehalten.
Das Überleitungssystem Donau-Main versorgt derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser.
Die Betriebsräume der Trinkwassertalsperren Mauthaus und Frauenau sind jahreszeitlich bedingt mit rund 72% ausreichend gefüllt und können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.
Grundwasserstände:
Die teils sehr ergiebigen Niederschläge der zweiten Augusthälfte hatten auf die schnell reagierenden Grundwasservorkommen Bayerns einen positiven Effekt. Dieser ist jedoch, als Folge der anschließenden zu trockenen Wochen, inzwischen weitestgehend wieder kompensiert. Aktuell weisen rund 49% der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. Hingegen zeigten die Messstellen tieferer oder langsam regenerierender Grundwasservorkommen bisher kaum eine Reaktion auf die Augustniederschläge, so dass aktuell an rund 70% der Messstellen eine Niedrigwassersituation registriert wird.
Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen im oberen Grundwasserstockwerk im Sommer/Herbst 2023:
Als Folge der ausgeprägten sommerlichen Trockenperiode bis Mitte Juli hatte sich die Grundwassersituation zunächst deutlich verschärft. Der anschließende Witterungswechsel führte in vielen oberflächennahen und fließgewässerbegleitenden Grundwasservorkommen zu einer leichten Entspannung, bis dann die teils sehr ausgeprägten Niederschläge der zweiten Augusthälfte in einem spürbaren Anstieg der Grundwasserstände resultierten. Dieser erwies sich jedoch als nicht nachhaltig, so werden zwischenzeitlich wieder an 49% der Messstellen niedrige bzw. sehr niedrige Messwerten gemessen (Abb. 2). Viele fließgewässerferne Messstellen bzw. Messstellen mit mächtiger Überdeckung haben bisher nicht, oder nur in geringem Maße, auf die Niederschläge reagiert, so dass diese mehrheitlich eine Niedrigwassersituation aufweisen.
Die aktuelle Niedrigwassersituation ist insgesamt ausgeprägter als zum selben Zeitpunkt der Vorjahre (2022: 40%, 2021: 22%, 2020: 40%, 2019: 37%). Lediglich im Trockenjahr 2018 zeigten zum 11.10.2022 66% der Messstellen eine Niedrigwassersituation.
In weiten Teilen Unter- und Oberfrankens werden derzeit noch durchschnittliche Grundwasserstände und Quellschüttungen registriert. Von niedrigen Grundwasserverhältnissen betroffen sind vor allem Bereiche des Unteren Mains, sowie zum Teil die Grundwasservorkommen des Fränkischen Jura und des Sandsteinkeupers.
In Südbayern sind vor allem die Grundwasservorkommen der Münchner Schotterebene, des Tertiär bzw. der Oberen Süßwassermolasse von einer ausgeprägten Niedrigwassersituation betroffen. Zwischenzeitlich nimmt auch die Anzahl an Messstellen der quartären Vorkommen entlang der Fließgewässer mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten stetig zu.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein mittleres jährliches Defizit von 16% auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) kann dieses Defizit nicht nachhaltig durch einzelne regenreiche Monate ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-) Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Eine Verbesserung der Situation durch eine nachhaltige und flächendeckende Regenerierung, speziell in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit erst wieder durch ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Winterhalbjahr 2023/24 (November bis April) möglich.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rd. 70% (Abb. 2). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind die Messstellen des Jura, des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Jahreszeitlich bedingt liegen Wassertemperaturen und Sauerstoff in einem gewässerökologisch günstigen Bereich. Es werden keine Überschreitungen der gesetzlichen Orientierungswerte der Wassertemperatur mehr gemessen.
Angespannt sind dagegen weiterhin die Abflussverhältnisse. In 80 Prozent der ausgewerteten Fließgewässer treten niedrige bis sehr niedrige Abflüsse auf. Vielfach herrschen diese niedrigen Abflüsse, mit Unterbrechungen im August, bereits seit dem Frühjahr in unseren Fließgewässern vor. Bei einer solchen langanhaltenden und ausgedehnten Niedrigwassersituation muss mit dauerhaften negativen Veränderungen in den Lebensgemeinschaften unserer Fließgewässer gerechnet werden.
Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Das Winterhalbjahr mit kalten Nächten und kurzen Tagen bildet die Grundlage für die notwendige Abkühlung der gesamten Wassersäule eines Sees. So können die im Sommer entstandenen Sauerstoffdefizite über Grund aufgefüllt und die vorhandenen Nährstoffe im Frühjahr dem neuen Pflanzenwachstum zugeführt werden. Die auch im Oktober noch sehr hohen Tagestemperaturen aber auch der fehlende Niederschlag und mangelnde Zustrom kälteren Wassers aus den Zuflüssen verzögert die Abkühlung der oberflächlichen warmen Wasserschichten. Ob die notwendige Abkühlung noch in ausreichendem Maß stattfinden wird, kann man erst nach Ende des Winters anhand von Messungen feststellen.
Die zurzeit stark sinkenden Wasserstände der Seen lassen Uferbereiche trockenfallen. Im Herbst sind viele pflanzliche Organismen bereits abgestorben, Gelege und Jungtiere im Röhricht und Uferbereich sind momentan selten, eine Beeinträchtigung wird in dieser Hinsicht geringer ausfallen. Dauerstadien und Samen, die im Winterhalbjahr im Regelfall von Wasserbedeckung geschützt werden, können aber durch Kälte und Fraß geschädigt werden.
Konkrete Probleme gibt es beispielsweise seit Langem an einem kleineren See dessen Wasserspiegel in Trockenjahren künstlich konstant gehalten wird, um die dort vorkommende seltene und in der Roten Liste als „gefährdet“ geführte Art der Armleuchteralgen nicht zu gefährden. Langfristige Auswirkungen der seit Jahren immer wieder auftretenden, teils langanhaltenden Trockenphasen auf Flora und Fauna der Uferzone können nur durch kontinuierliche Beobachtungen und Untersuchungen auch in den folgenden Jahren erkannt werden.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes klassifiziert die Kalenderwoche (KW) 42 als zu kalt, die darauffolgenden Wochen als normal und die KW 45 als zu warm. Die zugehörige Niederschlagsvorhersage zeigt für die 42. Kalenderwoche normale und für die drei Folgewochen (KW 43 bis 45) zu feuchte Verhältnisse. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2003 bis 2022. Wenn diese Prognosen einträfen, könnte sich die Niedrigwasserlage bis Mitte November etwas entspannen.