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Niedrigwasser-Lagebericht Bayern
Ausgegeben am 10.10.22, 14:00 Uhr
Die zeitweiligen kräftigen Regenfälle seit Anfang September haben die Niedrigwasserlage deutlich entspannt. 40 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 69 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.
Witterung:
Der September und das erste Oktoberdrittel sind gebietsweise markant zu nass ausgefallen (Abb. 1) und daher hat sich das mehrmonatige Niederschlagsdefizit reduziert. So summiert sich der Niederschlag des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres (01.05 bis 09.10.2022) für Nordbayern auf 326mm (84% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern auf 550mm (90% vom Mittel). Der Niederschlagsindex der letzten 90 Tage (SPI) klassifiziert nur noch kleine Teile des östlichen Oberbayerns als sehr trocken. Außerdem brachte der verregnete September den höheren alpinen Lagen vorübergehend den ersten Schnee, die ersten Frosttage bis ins Flachland und ein durchschnittliches September-Lufttemperaturmittel, nach den deutlich zu warmen Monaten des Sommerhalbjahres. In den letzten drei Wochen traten keine Sommertage mehr auf.
Fließgewässer:
Die seit Anfang September immer wieder und zum Teil kräftigen Niederschläge haben weitgehend flächendeckend zur Entspannung der Niedrigwassersituation geführt. Seit einer Woche sinken in Folge des trockenen Hochdruckwetters die Abflüsse wieder.
Außerhalb der Alpen, des Alpenvorlandes sowie der nördlichen und östlichen Mittelgebirge herrschen derzeit vielfach noch niedrige, zum Teil sehr niedrige Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) vor, insbesondere in Niederbayern südlich der Donau. Günstiger ist die Abflusssituation hier an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher).
Seen und Speicher:
Analog zu den Fließgewässern hat sich auch die Niedrigwassersituation an den Seen weitgehend entspannt. Niedrige Wasserstände werden derzeit am Starnberger See gemessen.
Die Niederschläge seit Mitte September sorgten überwiegend für einen Wiederanstieg in den Betriebsräumen der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung. Sie sind derzeit mit Ausnahme des Brombachsees (41%) zu über 50% gefüllt und können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
An den vier Anlagen, Ellertshäuser See, Eixendorfer See, Liebensteinspeicher und Trinkwassertalsperre (TWT) Mauthaus werden aktuell Baumaßnahmen durchgeführt, so dass dort keine bzw. nur sehr begrenzt Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Der Ellertshäuser See wurde in 2021 für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen komplett abgestaut (siehe auch: https://wwa-ellertshaeusersee.de). Der Wiederaufstau an der neu errichteten Grundsperre wurde mit einem Ministertermin am 22. September 2022 begonnen. Der Eixendorfer See ist für Sanierungen (Bau eines neuen Entnahmeturms) teilabgestaut. Der Liebensteinspeicher wurde für Brückenabrissarbeiten der Gemeinde Plößberg ebenfalls teilabgestaut, befindet sich jedoch wieder im Aufstau. An der TWT Mauthaus laufen umfangreiche Sanierungsarbeiten, so dass keine Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Die Trinkwasserversorgung bleibt davon unberührt.
Die Hauptlast der Main-Donau-Überleitung trägt zur Zeit der mit Donauwasser gespeiste Rothsee. Der durch Altmühlwasser gespeiste Große Brombachsee leitet momentan 0,26m³/s in das Main-Einzugsgebiet ein.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind derzeit zur uneingeschränkten Wasserlieferung an die Fernwasserversorger ausreichend gefüllt.
Grundwasserstände:
Die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände findet vorwiegend im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die Niederschlagsbilanz des vergangenen Winterhalbjahres 2021/22 fiel jedoch, besonders in Südbayern (74% vom Mittel), erneut zu trocken aus. Auch die Folgemonate Mai, Juni, Juli, sowie z.T. der August, waren in weiten Teilen Bayerns erheblich zu trocken, bevor ab Ende August wieder ergiebigere Niederschläge auftraten.
Das für diese Jahreszeit übliche Niveau der Grundwasserstände und Quellschüttungen wird aktuell v.a. in Teilen des ostbayerischen Kristallins, in weiten Teilen Frankens sowie längs der Donau erreicht. Niedrige Grundwasserstände werden in Nordbayern v.a. im Bereich des fränkischen Jura und vereinzelt entlang der Flüsse (Quartär) registriert. In Südbayern unterschreiten die meisten Messstellen im Alpenvorland das für diese Jahreszeit übliche Niveau weiterhin deutlich. Besonders betroffen sind hier v.a. viele Messstellen des Quartär sowie des Tertiär bzw. der Oberen Süßwassermolasse.
Die Mitte August aufgetretenen Niederschläge hatten eine leichte Entschärfung der Niedrigwassersituation zur Folge. Im weiteren Verlauf waren dann bis Anfang September weitgehend gleichbleibende Verhältnisse zu beobachten. Ergiebige Niederschläge führten dann im Verlauf des Septembers bis Anfang Oktober zu einer merklichen Entspannung der Niedrigwassersituation, v.a. in den schnell reagierenden Grundwasserleitern. Besonders fließgewässernahe und flache Grundwassermessstellen verzeichneten dabei zuletzt einen spürbaren Anstieg der Grundwasserstände. Im Voralpenland und in der tertiären Vorlandmolasse sowie in Teilbereichen des Fränkischen Jura (Tiefer Karst) blieben deutliche Reaktionen auf die Niederschlagsereignisse bisher jedoch zum Teil noch aus. Nachdem Mitte August noch rd. 80% aller Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk als niedrig klassifiziert waren, liegt der aktuelle Anteil mit rd. 40% deutlich niedriger. Die aktuellen Verhältnisse liegen damit über dem Niveau des Jahres 2021 (rd. 22 %) und etwa im Bereich von 2020 (rd. 41%). Nur während des ausgeprägten Trockenjahres 2015 war der Anteil niedriger Messstellen zum 10. Oktober mit rd. 64% noch höher.
Falls weitere ergiebige Niederschläge in den nächsten Wochen ausbleiben, ist erneut mit stagnierenden bzw. rückläufigen Grundwasserständen und Quellschüttungen zu rechnen. Bei neu einsetzender Trockenheit wird sich die Anzahl an Messstellen mit niedrigen Werten dann voraussichtlich wieder erhöhen.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Als Folge der teilweise sehr feuchten Sommermonate 2021 kam es hier zu einer geringfügigen Erholung, welche sich jedoch als nicht nachhaltig erwies. Der Anteil der aktuell als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit rd. 69% noch über dem Niveau des Jahres 2021 (rd. 62%) und in der Größenordnung des Jahres 2020 (rd. 71%). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind Messstellen des Jura, des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern bereits seit 2003, und somit seit nahezu 20 Jahren, ein mittleres jährliches Defizit von rd. 16% auf. Diese Situation hat sich durch das erneut unterdurchschnittliche Jahr 2021 nicht gebessert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit allenfalls durch ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Winterhalbjahr 2022/23 nachhaltig verringert werden.
Öffentliche Trinkwasserversorgung:
Insgesamt gesehen (Stand: 07.10.2022) ist die öffentliche Trinkwasserversorgung in Bayern gewährleistet. Aufgrund der Trockenheit in den letzten Monaten kommt es jedoch zu vereinzelten, lokal beschränkten temporären Engpässen in der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Unterfranken. In den betroffenen Bereichen ergingen vorsorglich Aufrufe an die Bevölkerung zum Wassersparen, teilweise verbunden mit Einschränkungen des Wassergebrauchs, z.B. Verbot von Autowäsche, Gartengießen oder Befüllen von Swimmingpools. Zur Entspannung in den Herbstmonaten kann der im Vergleich zu den Sommermonaten sinkende durchschnittliche Wasserbedarf bei den Abnehmern beitragen.
In einigen Bereichen in Niederbayern und im südlichen Schwaben wurde im Laufe der letzten Monate bekannt, dass das Wasserdargebot bei einigen kleinen Eigenwasserversorgungs-anlagen oder Berghütten, wenn Flachbrunnen oder Quellen genutzt werden, zeitweise stark zurückging bzw. zum Teil ganz ausfiel.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt.
Die Wassertemperaturen liegen wieder in einem jahreszeitlich typischen günstigen Bereich. Es werden keine Überschreitungen der gesetzlichen Orientierungswerte der Wassertemperatur mehr gemessen, wie sie für verschiedene Fischgemeinschaften in der Oberflächengewässerverordnung festgelegt sind.
Insgesamt haben sich die Abflussverhältnisse durch die Niederschläge im September deutlich entspannt. In vielen Fließgewässern verbessern sich die gewässerökologischen Bedingungen damit wieder. Trotz dieser aktuell positiven Entwicklungen muss man aber auch auf mögliche langfristige Auswirkungen hinweisen. Niedrige Abflüsse und zeitweise trockenfallende Oberläufe sind ein natürliches Phänomen in unseren Fließgewässern. Zahlreiche Gewässerorganismen sind in ihrer Lebensweise, mit Überdauerungsformen, mit Lebensphasen außerhalb des Wassers, mit hoher Mobilität oder auch hohem Wiederbesiedlungspotential an diesen extremen Lebensraum angepasst. In Trockenjahren wie 2022 müssen wir allerdings davon ausgehen, dass viele dieser Strategien auch an ihre Grenzen kommen und sich die Lebensgemeinschaften nicht vollständig regenerieren werden. Im Jahr 2022 trockneten auch üblicherweise immer wasserführende Unterläufe einzelner Fließgewässer aus. In den Muschel- und Flusskrebsgewässern Oberfrankens, Schwabens und Oberbayerns fielen dadurch die Lebensräume seltener Arten trocken. Wir müssen davon ausgehen, dass durch diese temporären Lebensraumverluste die vorkommenden Lebensgemeinschaften nicht nur in räumlich und zeitlich begrenztem Umfang beeinträchtigt werden, wie z.B. bei lokalen Fischsterben. Vielmehr können diese langanhaltenden und ausgedehnten Austrocknungen und Extremniedrigwässer möglicherweise dauerhafte Schäden in der Artenzusammensetzung unserer Fließgewässer hervorrufen.
An Main und Donau mit ausgewiesenen Alarmplänen ist die gewässerökologische Situation inzwischen wieder unauffällig.
Entwicklung in den Seen
Die Gewässerökologie der großen und tiefen Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Die kalten Phasen im Winter ermöglichen die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers. Der Jahreszeit entsprechend sind die Seen bereits stark abgekühlt. Um Auswirkungen auf die Ökologie des Freiwassers feststellen zu können, werden die Temperatur- und Sauerstoffwerte im weiteren Jahresverlauf ausgewertet.
Die Niederschläge der vergangenen Tage haben den Wasserstand der Seen deutlich erhöht und somit zu größtenteils bereits normalen Wasserständen in den Seen geführt. Die seit Monaten trocken gefallenen Uferbereiche sind wieder überstaut. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen waren in größere Tiefen gewandert oder abgestorben, wie z.B. die Pflanzen, Algen und Muscheln der Flachwasserzone. Röhrichtbestände waren von der Wasserfläche abgeschnitten und standen als Rückzugsraum, Schutzzone vor Fraßfeinden und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung. Besonders betroffen von der Niedrigwassersituation waren Seen mit stärkerem Grundwasserzufluss. Inwieweit diese Situation die Tier-und Pflanzengesellschaft der Uferbereiche und damit dieses empfindliche Ökosystem dauerhaft geschädigt hat, werden erst zukünftige Untersuchungen zeigen können.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert bis Ende Oktober durchschnittliche (Kalenderwoche 41), zu nasse (Kalenderwoche 42) und etwas zu trockene Niederschlagsverhältnisse (Kalenderwoche 43) bei wechselhaften Temperaturen (zwei durchschnittliche Wochen und dann eine etwas zu kalte Woche). Diese Einstufungen ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2002 bis 2021. Bei unbeständigem Wetter mit zeitweiligen Regenfällen wird sich die Niedrigwasserlage nicht grundlegend ändern.
Witterung:
Der September und das erste Oktoberdrittel sind gebietsweise markant zu nass ausgefallen (Abb. 1) und daher hat sich das mehrmonatige Niederschlagsdefizit reduziert. So summiert sich der Niederschlag des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres (01.05 bis 09.10.2022) für Nordbayern auf 326mm (84% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern auf 550mm (90% vom Mittel). Der Niederschlagsindex der letzten 90 Tage (SPI) klassifiziert nur noch kleine Teile des östlichen Oberbayerns als sehr trocken. Außerdem brachte der verregnete September den höheren alpinen Lagen vorübergehend den ersten Schnee, die ersten Frosttage bis ins Flachland und ein durchschnittliches September-Lufttemperaturmittel, nach den deutlich zu warmen Monaten des Sommerhalbjahres. In den letzten drei Wochen traten keine Sommertage mehr auf.
Fließgewässer:
Die seit Anfang September immer wieder und zum Teil kräftigen Niederschläge haben weitgehend flächendeckend zur Entspannung der Niedrigwassersituation geführt. Seit einer Woche sinken in Folge des trockenen Hochdruckwetters die Abflüsse wieder.
Außerhalb der Alpen, des Alpenvorlandes sowie der nördlichen und östlichen Mittelgebirge herrschen derzeit vielfach noch niedrige, zum Teil sehr niedrige Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) vor, insbesondere in Niederbayern südlich der Donau. Günstiger ist die Abflusssituation hier an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher).
Seen und Speicher:
Analog zu den Fließgewässern hat sich auch die Niedrigwassersituation an den Seen weitgehend entspannt. Niedrige Wasserstände werden derzeit am Starnberger See gemessen.
Die Niederschläge seit Mitte September sorgten überwiegend für einen Wiederanstieg in den Betriebsräumen der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung. Sie sind derzeit mit Ausnahme des Brombachsees (41%) zu über 50% gefüllt und können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
An den vier Anlagen, Ellertshäuser See, Eixendorfer See, Liebensteinspeicher und Trinkwassertalsperre (TWT) Mauthaus werden aktuell Baumaßnahmen durchgeführt, so dass dort keine bzw. nur sehr begrenzt Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Der Ellertshäuser See wurde in 2021 für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen komplett abgestaut (siehe auch: https://wwa-ellertshaeusersee.de). Der Wiederaufstau an der neu errichteten Grundsperre wurde mit einem Ministertermin am 22. September 2022 begonnen. Der Eixendorfer See ist für Sanierungen (Bau eines neuen Entnahmeturms) teilabgestaut. Der Liebensteinspeicher wurde für Brückenabrissarbeiten der Gemeinde Plößberg ebenfalls teilabgestaut, befindet sich jedoch wieder im Aufstau. An der TWT Mauthaus laufen umfangreiche Sanierungsarbeiten, so dass keine Niedrigwasseraufhöhung erfolgen kann. Die Trinkwasserversorgung bleibt davon unberührt.
Die Hauptlast der Main-Donau-Überleitung trägt zur Zeit der mit Donauwasser gespeiste Rothsee. Der durch Altmühlwasser gespeiste Große Brombachsee leitet momentan 0,26m³/s in das Main-Einzugsgebiet ein.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind derzeit zur uneingeschränkten Wasserlieferung an die Fernwasserversorger ausreichend gefüllt.
Grundwasserstände:
Die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände findet vorwiegend im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die Niederschlagsbilanz des vergangenen Winterhalbjahres 2021/22 fiel jedoch, besonders in Südbayern (74% vom Mittel), erneut zu trocken aus. Auch die Folgemonate Mai, Juni, Juli, sowie z.T. der August, waren in weiten Teilen Bayerns erheblich zu trocken, bevor ab Ende August wieder ergiebigere Niederschläge auftraten.
Das für diese Jahreszeit übliche Niveau der Grundwasserstände und Quellschüttungen wird aktuell v.a. in Teilen des ostbayerischen Kristallins, in weiten Teilen Frankens sowie längs der Donau erreicht. Niedrige Grundwasserstände werden in Nordbayern v.a. im Bereich des fränkischen Jura und vereinzelt entlang der Flüsse (Quartär) registriert. In Südbayern unterschreiten die meisten Messstellen im Alpenvorland das für diese Jahreszeit übliche Niveau weiterhin deutlich. Besonders betroffen sind hier v.a. viele Messstellen des Quartär sowie des Tertiär bzw. der Oberen Süßwassermolasse.
Die Mitte August aufgetretenen Niederschläge hatten eine leichte Entschärfung der Niedrigwassersituation zur Folge. Im weiteren Verlauf waren dann bis Anfang September weitgehend gleichbleibende Verhältnisse zu beobachten. Ergiebige Niederschläge führten dann im Verlauf des Septembers bis Anfang Oktober zu einer merklichen Entspannung der Niedrigwassersituation, v.a. in den schnell reagierenden Grundwasserleitern. Besonders fließgewässernahe und flache Grundwassermessstellen verzeichneten dabei zuletzt einen spürbaren Anstieg der Grundwasserstände. Im Voralpenland und in der tertiären Vorlandmolasse sowie in Teilbereichen des Fränkischen Jura (Tiefer Karst) blieben deutliche Reaktionen auf die Niederschlagsereignisse bisher jedoch zum Teil noch aus. Nachdem Mitte August noch rd. 80% aller Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk als niedrig klassifiziert waren, liegt der aktuelle Anteil mit rd. 40% deutlich niedriger. Die aktuellen Verhältnisse liegen damit über dem Niveau des Jahres 2021 (rd. 22 %) und etwa im Bereich von 2020 (rd. 41%). Nur während des ausgeprägten Trockenjahres 2015 war der Anteil niedriger Messstellen zum 10. Oktober mit rd. 64% noch höher.
Falls weitere ergiebige Niederschläge in den nächsten Wochen ausbleiben, ist erneut mit stagnierenden bzw. rückläufigen Grundwasserständen und Quellschüttungen zu rechnen. Bei neu einsetzender Trockenheit wird sich die Anzahl an Messstellen mit niedrigen Werten dann voraussichtlich wieder erhöhen.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Als Folge der teilweise sehr feuchten Sommermonate 2021 kam es hier zu einer geringfügigen Erholung, welche sich jedoch als nicht nachhaltig erwies. Der Anteil der aktuell als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit rd. 69% noch über dem Niveau des Jahres 2021 (rd. 62%) und in der Größenordnung des Jahres 2020 (rd. 71%). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind Messstellen des Jura, des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern bereits seit 2003, und somit seit nahezu 20 Jahren, ein mittleres jährliches Defizit von rd. 16% auf. Diese Situation hat sich durch das erneut unterdurchschnittliche Jahr 2021 nicht gebessert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit allenfalls durch ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Winterhalbjahr 2022/23 nachhaltig verringert werden.
Öffentliche Trinkwasserversorgung:
Insgesamt gesehen (Stand: 07.10.2022) ist die öffentliche Trinkwasserversorgung in Bayern gewährleistet. Aufgrund der Trockenheit in den letzten Monaten kommt es jedoch zu vereinzelten, lokal beschränkten temporären Engpässen in der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Unterfranken. In den betroffenen Bereichen ergingen vorsorglich Aufrufe an die Bevölkerung zum Wassersparen, teilweise verbunden mit Einschränkungen des Wassergebrauchs, z.B. Verbot von Autowäsche, Gartengießen oder Befüllen von Swimmingpools. Zur Entspannung in den Herbstmonaten kann der im Vergleich zu den Sommermonaten sinkende durchschnittliche Wasserbedarf bei den Abnehmern beitragen.
In einigen Bereichen in Niederbayern und im südlichen Schwaben wurde im Laufe der letzten Monate bekannt, dass das Wasserdargebot bei einigen kleinen Eigenwasserversorgungs-anlagen oder Berghütten, wenn Flachbrunnen oder Quellen genutzt werden, zeitweise stark zurückging bzw. zum Teil ganz ausfiel.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt.
Die Wassertemperaturen liegen wieder in einem jahreszeitlich typischen günstigen Bereich. Es werden keine Überschreitungen der gesetzlichen Orientierungswerte der Wassertemperatur mehr gemessen, wie sie für verschiedene Fischgemeinschaften in der Oberflächengewässerverordnung festgelegt sind.
Insgesamt haben sich die Abflussverhältnisse durch die Niederschläge im September deutlich entspannt. In vielen Fließgewässern verbessern sich die gewässerökologischen Bedingungen damit wieder. Trotz dieser aktuell positiven Entwicklungen muss man aber auch auf mögliche langfristige Auswirkungen hinweisen. Niedrige Abflüsse und zeitweise trockenfallende Oberläufe sind ein natürliches Phänomen in unseren Fließgewässern. Zahlreiche Gewässerorganismen sind in ihrer Lebensweise, mit Überdauerungsformen, mit Lebensphasen außerhalb des Wassers, mit hoher Mobilität oder auch hohem Wiederbesiedlungspotential an diesen extremen Lebensraum angepasst. In Trockenjahren wie 2022 müssen wir allerdings davon ausgehen, dass viele dieser Strategien auch an ihre Grenzen kommen und sich die Lebensgemeinschaften nicht vollständig regenerieren werden. Im Jahr 2022 trockneten auch üblicherweise immer wasserführende Unterläufe einzelner Fließgewässer aus. In den Muschel- und Flusskrebsgewässern Oberfrankens, Schwabens und Oberbayerns fielen dadurch die Lebensräume seltener Arten trocken. Wir müssen davon ausgehen, dass durch diese temporären Lebensraumverluste die vorkommenden Lebensgemeinschaften nicht nur in räumlich und zeitlich begrenztem Umfang beeinträchtigt werden, wie z.B. bei lokalen Fischsterben. Vielmehr können diese langanhaltenden und ausgedehnten Austrocknungen und Extremniedrigwässer möglicherweise dauerhafte Schäden in der Artenzusammensetzung unserer Fließgewässer hervorrufen.
An Main und Donau mit ausgewiesenen Alarmplänen ist die gewässerökologische Situation inzwischen wieder unauffällig.
Entwicklung in den Seen
Die Gewässerökologie der großen und tiefen Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Die kalten Phasen im Winter ermöglichen die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers. Der Jahreszeit entsprechend sind die Seen bereits stark abgekühlt. Um Auswirkungen auf die Ökologie des Freiwassers feststellen zu können, werden die Temperatur- und Sauerstoffwerte im weiteren Jahresverlauf ausgewertet.
Die Niederschläge der vergangenen Tage haben den Wasserstand der Seen deutlich erhöht und somit zu größtenteils bereits normalen Wasserständen in den Seen geführt. Die seit Monaten trocken gefallenen Uferbereiche sind wieder überstaut. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen waren in größere Tiefen gewandert oder abgestorben, wie z.B. die Pflanzen, Algen und Muscheln der Flachwasserzone. Röhrichtbestände waren von der Wasserfläche abgeschnitten und standen als Rückzugsraum, Schutzzone vor Fraßfeinden und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung. Besonders betroffen von der Niedrigwassersituation waren Seen mit stärkerem Grundwasserzufluss. Inwieweit diese Situation die Tier-und Pflanzengesellschaft der Uferbereiche und damit dieses empfindliche Ökosystem dauerhaft geschädigt hat, werden erst zukünftige Untersuchungen zeigen können.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert bis Ende Oktober durchschnittliche (Kalenderwoche 41), zu nasse (Kalenderwoche 42) und etwas zu trockene Niederschlagsverhältnisse (Kalenderwoche 43) bei wechselhaften Temperaturen (zwei durchschnittliche Wochen und dann eine etwas zu kalte Woche). Diese Einstufungen ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2002 bis 2021. Bei unbeständigem Wetter mit zeitweiligen Regenfällen wird sich die Niedrigwasserlage nicht grundlegend ändern.