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Niedrigwasser-Lagebericht Bayern
Ausgegeben am 18.07.22, 14:30 Uhr
Verstärkte Abflussmessungen und intensive Überwachungen der Gewässerökologie. Erste Meldungen über Fischsterben auf Grund trockenfallender Gewässerstrecken liegen vor. Rund 71 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 74 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.
Witterung:
Das hydrologische Jahr bleibt weiter zu trocken. So summiert sich der Niederschlag vom 01.11. 2021 bis 17.07.2022 in Nordbayern auf 453mm (78% vom Mittel 1971 bis 2000) und in Südbayern auf 586mm (75% vom Mittel). Damit sind die Extremwerte des nordbayerischen Trockenjahres 1976 noch nicht erreicht (Nordbayern: 394mm) und auch die aktuelle südbayerische Niederschlagssumme liegt noch über dem Extremwert von 1972 (Südbayern: 555mm). Südbayern weist 6,5 aufeinanderfolgende zu trockene Monate und Nordbayern 2,5 zu trockene Monate in Folge auf (Abb. 1). Der Niederschlagsindex der letzten 90 Tage (SPI) klassifiziert alle fränkischen Regierungsbezirke und die Oberpfalz sowie das nördliche Schwaben mit dem nördlichen Oberbayern als mäßig bis extrem trocken. Die 90-Tagesniederschlagssummen der Wetterstationen Hof und Neumarkt/Oberpfalz liegen unter dem Extremjahr 1976. Die Temperaturbilanz Bayerns ergibt 8,5 aufeinanderfolgend zu warme Monate und die Anzahl der bisherigen Juli-Sommertage zeigt überdurchschnittliche Werte: 5 (Hof), über 10 (Augsburg, Nürnberg, Würzburg) bis 11 (Regensburg). Die Spannweite der heißen Tage reicht von 0 (Hof), über 2 (Augsburg) bis 5 (Regensburg) und liegt bereits am 17. im Bereich des langjährigen Monatsmittels. In Regensburg wurde mit einer Höchsttemperatur von 35,8°C ein sogenannter Wüstentag registriert.
Fließgewässer:
Die Niederwassersituation hat sich aufgrund der fehlenden Niederschläge und hohen Temperaturen in den letzten 2 Wochen weiter intensiviert. Flächendeckend sind an den gewässerkundlichen Pegeln niedrige Abflüsse bis sehr niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Mit Ausnahme der Alpen werden verbreitet sehr niedrige Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. Etwas günstiger ist zum Teil die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Da für die kommenden Tage hohe Temperaturen und keine relevanten Niederschläge vorhergesagt sind, wird sich die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern weiter verstärken.
Seen und Speicher:
Auch an den Seen im Süden Bayerns sind in den letzten ein bis zwei Wochen die Wasserstände zurückgegangen. Derzeit werden an einigen Seen niedrige, vereinzelt sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume der Talsperren mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zwischen 72 und 100% gefüllt. Sie können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden. Davon ausgenommen sind die drei Anlagen Ellertshäuser See, Eixendorfer See und Liebensteinspeicher. An den erstgenannten zwei Anlagen werden aktuell Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Der Liebensteinspeicher war für eine Baumaßnahme abgesenkt und befindet sich noch im Wiederaufstau. Am Ellertshäuser See laufen derzeit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, der See ist komplett abgestaut. Weitergehende Informationen sind im Internet unter https://wwa-ellertshaeusersee.de/ zu finden. An der Anlage Eixendorfer See erfolgen ebenfalls Sanierungsmaßnahmen, die einen aktuellen Teilabstau der Talsperre auf das Absenkziel erforderlich machen.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet mit Donauwasser aus den Talsperren versorgen. Da derzeit kein Wasser aus der Donau zur Überleitung entnommen werden kann, wird im Laufe der Woche die Abgabe aus dem Rothsee sukzessive gedrosselt und die Abgabe aus dem Großen Brombachsee dementsprechend erhöht.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind derzeit zur uneingeschränkten Wasserlieferung an die Fernwasserversorger ausreichend gefüllt.
Grundwasserstände:
Die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände findet vorwiegend im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die Niederschlagsbilanz des vergangenen Winterhalbjahres 2021/22 fiel jedoch, besonders in Südbayern, erneut zu trocken aus. Auch die Folgemonate Mai, Juni sowie der bisherige Juli waren in weiten Teilen Bayerns insgesamt zu trocken.
Entsprechend werden in Nordbayern vermehrt niedrige Grundwasserstände registriert. Besonders betroffen sind hier der fränkische Jura und zum Teil die Messstellen entlang der nordbayerischen Flüsse (Quartär). Hingegen unterschreiten, mit Ausnahme einiger Messstellen in Fließgewässernähe, viele südbayerische Messstellen das für diese Jahreszeit übliche Niveau bereits erheblich. Besonders von Niedrigwasser betroffen sind in Südbayern viele Messstellen des Quartär und der Alpinen Gesteine sowie nahezu alle Messstellen des Tertiär und der oberen Süßwassermolasse. Vermehrt werden auch neue Niedrigstwerte gemessen. Lediglich im ostbayerischen Kristallin bewegen sich die aktuellen Messwerte mehrheitlich noch auf dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau.
Über ganz Bayern betrachtet liegt der aktuelle Anteil der niedrig klassifizierten Messstellen im obersten Grundwasserstockwerk mit rd. 71% (s. Abb. 2) erheblich über dem Niveau der Jahre 2020 (rd. 33%) und 2021 (rd. 22%). Auch im Trockenjahr 2018 war Mitte Juli der Anteil niedriger Messstellen mit rd. 50% deutlich geringer. Auf Grund der bayernweit ausgetrockneten Böden sowie dem hohen Wasserbedarf der Vegetation ist im weiteren Verlauf des hydrologischen Sommerhalbjahres (Mai bis Oktober) mit weiter rückläufigen Grundwasserständen und Quellschüttungen zu rechnen. Bei weiter anhaltender Trockenheit ist vermehrt auch mit neuen Niedrigstwerten zu rechnen.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Zuletzt kam es, als Folge der teilweise sehr feuchten Sommermonate 2021, zu einer geringfügigen Erholung, welche sich jedoch insgesamt als nicht nachhaltig erwies. Der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit derzeit rd. 74% bereits wieder über dem Niveau der Jahre 2020 (rd. 68%) und 2021 (rd. 59%). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind die Messstellen des Jura von Oberfranken bis Schwaben, des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau sowie des mittelfränkischen Sandsteinkeupers.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern bereits seit 2003, und somit seit fast 20 Jahren, ein mittleres jährliches Defizit von rd. 16 % auf. Diese Situation hat sich durch das erneut unterdurchschnittliche Jahr 2021 nicht gebessert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit nicht nachhaltig durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Noch liegen die Wassertemperaturen in den meisten Fließgewässern in einem unkritischen und jahreszeitlich nicht ungewöhnlichen Bereich. Allerdings weisen bereits einige Flüsse südlich der Donau Überschreitungen der Orientierungswerte für die Wassertemperatur auf, wie sie für verschiedene Fischgemeinschaften in der Oberflächengewässerverordnung festgelegt wurden.
Eine gewässerökologisch ernste Situation ist dagegen inzwischen bei den Abflüssen in den Fließgewässern festzustellen. Mehr als 90 Prozent der Gewässer weisen niedrige bis sehr niedrige Abflüsse auf. Die ersten Meldungen über Fischsterben auf Grund trockenfallender Gewässerstrecken liegen vor. Weiterhin werden in Oberfranken die Flussperlmuschelbäche intensiv überwacht und Schutzmaßnahmen vorbereitet. Wasserentnahmen aus diesen Bächen wurden durch den Landkreis Hof per Allgemeinverfügung verboten.
Beginn Textänderung vom 26.07.2022: Für Main und Donau liegen gewässerökologische Alarmpläne vor, um frühzeitig auf kritische Situationen reagieren zu können. Auf Grund der hohen Wassertemperaturen in Verbindung mit der nächtlichen Unterschreitung des Schwellenwertes für die Sauerstoffkonzentrationen und des geringen Abflusses wurde für den Main unterhalb von Würzburg bis zur Landesgrenze die Stufe „Warnung“ aufgegeben. Damit werden die Maßnahmen zur Stützung der gewässerökologischen Situation im Main intensiviert. Ende Textänderung vom 26.07.2022.
Die Gewässerökologie der großen und tiefen Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Die kalten Phasen im Winter sind notwendig um die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers zu sichern und somit Fäulnisprozesse in der Tiefe zu verhindern. Je wärmer das Oberflächenwasser eines Sees wird, desto länger dauert es, bis der See im Herbst und Winter soweit abkühlt, dass Sauerstoff in die Tiefe gelangt. Hohe Sonneneinstrahlung und wenig zufließendes kühleres Wasser bewirken stärkere Erwärmung. Licht und Wärme fördern die Bildung mikroskopisch kleiner Algen, die wiederum nach ihrem Absterben zur Sauerstoffzehrung in der Tiefe beitragen. Die Temperaturwerte der Seen bewegen sich noch im durchschnittlichen Bereich, um eine Beeinträchtigung der Ökologie des Freiwassers feststellen zu können, müssen die Temperatur- und Sauerstoffwerte in weiteren Jahresverlauf ausgewertet werden. Die Uferbereiche sind wegen momentan stetig sinkender und zum Teil schon als „sehr niedrig“ eingestufter Wasserstände in größeren Teilen trocken gefallen. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen weichen in größere Tiefen aus oder sterben ab, wie z.B. die Pflanzen und Algen dieses Bereichs. Röhrichtbestände werden von der Wasserfläche abgeschnitten und stehen als Rückzugsraum und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert bis Ende Juli zu trockene Niederschlags- und zu warme Temperatur-verhältnisse im Vergleich zum Referenzzeitraum 2002 bis 2021. Dadurch wird sich die Niedrigwasserlage weiter verschärfen.
Witterung:
Das hydrologische Jahr bleibt weiter zu trocken. So summiert sich der Niederschlag vom 01.11. 2021 bis 17.07.2022 in Nordbayern auf 453mm (78% vom Mittel 1971 bis 2000) und in Südbayern auf 586mm (75% vom Mittel). Damit sind die Extremwerte des nordbayerischen Trockenjahres 1976 noch nicht erreicht (Nordbayern: 394mm) und auch die aktuelle südbayerische Niederschlagssumme liegt noch über dem Extremwert von 1972 (Südbayern: 555mm). Südbayern weist 6,5 aufeinanderfolgende zu trockene Monate und Nordbayern 2,5 zu trockene Monate in Folge auf (Abb. 1). Der Niederschlagsindex der letzten 90 Tage (SPI) klassifiziert alle fränkischen Regierungsbezirke und die Oberpfalz sowie das nördliche Schwaben mit dem nördlichen Oberbayern als mäßig bis extrem trocken. Die 90-Tagesniederschlagssummen der Wetterstationen Hof und Neumarkt/Oberpfalz liegen unter dem Extremjahr 1976. Die Temperaturbilanz Bayerns ergibt 8,5 aufeinanderfolgend zu warme Monate und die Anzahl der bisherigen Juli-Sommertage zeigt überdurchschnittliche Werte: 5 (Hof), über 10 (Augsburg, Nürnberg, Würzburg) bis 11 (Regensburg). Die Spannweite der heißen Tage reicht von 0 (Hof), über 2 (Augsburg) bis 5 (Regensburg) und liegt bereits am 17. im Bereich des langjährigen Monatsmittels. In Regensburg wurde mit einer Höchsttemperatur von 35,8°C ein sogenannter Wüstentag registriert.
Fließgewässer:
Die Niederwassersituation hat sich aufgrund der fehlenden Niederschläge und hohen Temperaturen in den letzten 2 Wochen weiter intensiviert. Flächendeckend sind an den gewässerkundlichen Pegeln niedrige Abflüsse bis sehr niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Mit Ausnahme der Alpen werden verbreitet sehr niedrige Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. Etwas günstiger ist zum Teil die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Da für die kommenden Tage hohe Temperaturen und keine relevanten Niederschläge vorhergesagt sind, wird sich die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern weiter verstärken.
Seen und Speicher:
Auch an den Seen im Süden Bayerns sind in den letzten ein bis zwei Wochen die Wasserstände zurückgegangen. Derzeit werden an einigen Seen niedrige, vereinzelt sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume der Talsperren mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zwischen 72 und 100% gefüllt. Sie können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden. Davon ausgenommen sind die drei Anlagen Ellertshäuser See, Eixendorfer See und Liebensteinspeicher. An den erstgenannten zwei Anlagen werden aktuell Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Der Liebensteinspeicher war für eine Baumaßnahme abgesenkt und befindet sich noch im Wiederaufstau. Am Ellertshäuser See laufen derzeit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, der See ist komplett abgestaut. Weitergehende Informationen sind im Internet unter https://wwa-ellertshaeusersee.de/ zu finden. An der Anlage Eixendorfer See erfolgen ebenfalls Sanierungsmaßnahmen, die einen aktuellen Teilabstau der Talsperre auf das Absenkziel erforderlich machen.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet mit Donauwasser aus den Talsperren versorgen. Da derzeit kein Wasser aus der Donau zur Überleitung entnommen werden kann, wird im Laufe der Woche die Abgabe aus dem Rothsee sukzessive gedrosselt und die Abgabe aus dem Großen Brombachsee dementsprechend erhöht.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind derzeit zur uneingeschränkten Wasserlieferung an die Fernwasserversorger ausreichend gefüllt.
Grundwasserstände:
Die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände findet vorwiegend im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die Niederschlagsbilanz des vergangenen Winterhalbjahres 2021/22 fiel jedoch, besonders in Südbayern, erneut zu trocken aus. Auch die Folgemonate Mai, Juni sowie der bisherige Juli waren in weiten Teilen Bayerns insgesamt zu trocken.
Entsprechend werden in Nordbayern vermehrt niedrige Grundwasserstände registriert. Besonders betroffen sind hier der fränkische Jura und zum Teil die Messstellen entlang der nordbayerischen Flüsse (Quartär). Hingegen unterschreiten, mit Ausnahme einiger Messstellen in Fließgewässernähe, viele südbayerische Messstellen das für diese Jahreszeit übliche Niveau bereits erheblich. Besonders von Niedrigwasser betroffen sind in Südbayern viele Messstellen des Quartär und der Alpinen Gesteine sowie nahezu alle Messstellen des Tertiär und der oberen Süßwassermolasse. Vermehrt werden auch neue Niedrigstwerte gemessen. Lediglich im ostbayerischen Kristallin bewegen sich die aktuellen Messwerte mehrheitlich noch auf dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau.
Über ganz Bayern betrachtet liegt der aktuelle Anteil der niedrig klassifizierten Messstellen im obersten Grundwasserstockwerk mit rd. 71% (s. Abb. 2) erheblich über dem Niveau der Jahre 2020 (rd. 33%) und 2021 (rd. 22%). Auch im Trockenjahr 2018 war Mitte Juli der Anteil niedriger Messstellen mit rd. 50% deutlich geringer. Auf Grund der bayernweit ausgetrockneten Böden sowie dem hohen Wasserbedarf der Vegetation ist im weiteren Verlauf des hydrologischen Sommerhalbjahres (Mai bis Oktober) mit weiter rückläufigen Grundwasserständen und Quellschüttungen zu rechnen. Bei weiter anhaltender Trockenheit ist vermehrt auch mit neuen Niedrigstwerten zu rechnen.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Zuletzt kam es, als Folge der teilweise sehr feuchten Sommermonate 2021, zu einer geringfügigen Erholung, welche sich jedoch insgesamt als nicht nachhaltig erwies. Der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit derzeit rd. 74% bereits wieder über dem Niveau der Jahre 2020 (rd. 68%) und 2021 (rd. 59%). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind die Messstellen des Jura von Oberfranken bis Schwaben, des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau sowie des mittelfränkischen Sandsteinkeupers.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern bereits seit 2003, und somit seit fast 20 Jahren, ein mittleres jährliches Defizit von rd. 16 % auf. Diese Situation hat sich durch das erneut unterdurchschnittliche Jahr 2021 nicht gebessert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit nicht nachhaltig durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Noch liegen die Wassertemperaturen in den meisten Fließgewässern in einem unkritischen und jahreszeitlich nicht ungewöhnlichen Bereich. Allerdings weisen bereits einige Flüsse südlich der Donau Überschreitungen der Orientierungswerte für die Wassertemperatur auf, wie sie für verschiedene Fischgemeinschaften in der Oberflächengewässerverordnung festgelegt wurden.
Eine gewässerökologisch ernste Situation ist dagegen inzwischen bei den Abflüssen in den Fließgewässern festzustellen. Mehr als 90 Prozent der Gewässer weisen niedrige bis sehr niedrige Abflüsse auf. Die ersten Meldungen über Fischsterben auf Grund trockenfallender Gewässerstrecken liegen vor. Weiterhin werden in Oberfranken die Flussperlmuschelbäche intensiv überwacht und Schutzmaßnahmen vorbereitet. Wasserentnahmen aus diesen Bächen wurden durch den Landkreis Hof per Allgemeinverfügung verboten.
Beginn Textänderung vom 26.07.2022: Für Main und Donau liegen gewässerökologische Alarmpläne vor, um frühzeitig auf kritische Situationen reagieren zu können. Auf Grund der hohen Wassertemperaturen in Verbindung mit der nächtlichen Unterschreitung des Schwellenwertes für die Sauerstoffkonzentrationen und des geringen Abflusses wurde für den Main unterhalb von Würzburg bis zur Landesgrenze die Stufe „Warnung“ aufgegeben. Damit werden die Maßnahmen zur Stützung der gewässerökologischen Situation im Main intensiviert. Ende Textänderung vom 26.07.2022.
Die Gewässerökologie der großen und tiefen Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Die kalten Phasen im Winter sind notwendig um die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers zu sichern und somit Fäulnisprozesse in der Tiefe zu verhindern. Je wärmer das Oberflächenwasser eines Sees wird, desto länger dauert es, bis der See im Herbst und Winter soweit abkühlt, dass Sauerstoff in die Tiefe gelangt. Hohe Sonneneinstrahlung und wenig zufließendes kühleres Wasser bewirken stärkere Erwärmung. Licht und Wärme fördern die Bildung mikroskopisch kleiner Algen, die wiederum nach ihrem Absterben zur Sauerstoffzehrung in der Tiefe beitragen. Die Temperaturwerte der Seen bewegen sich noch im durchschnittlichen Bereich, um eine Beeinträchtigung der Ökologie des Freiwassers feststellen zu können, müssen die Temperatur- und Sauerstoffwerte in weiteren Jahresverlauf ausgewertet werden. Die Uferbereiche sind wegen momentan stetig sinkender und zum Teil schon als „sehr niedrig“ eingestufter Wasserstände in größeren Teilen trocken gefallen. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen weichen in größere Tiefen aus oder sterben ab, wie z.B. die Pflanzen und Algen dieses Bereichs. Röhrichtbestände werden von der Wasserfläche abgeschnitten und stehen als Rückzugsraum und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung.
Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert bis Ende Juli zu trockene Niederschlags- und zu warme Temperatur-verhältnisse im Vergleich zum Referenzzeitraum 2002 bis 2021. Dadurch wird sich die Niedrigwasserlage weiter verschärfen.