Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 04.11.21, 14:00 Uhr

Die oberflächennahen Grundwasservorkommen konnten sich in vielen Regionen durch das zu nasse Sommerhalbjahr etwas erholen, aber die aus den zu trockenen Vorjahren entstandene Niedrigwassersituation ist noch nicht ausgeglichen.

Witterung:
Die Niederschlagssumme des hydrologischen Sommerhalbjahres (01.05. bis 31.10.2021) beträgt für Nordbayern 499mm (115% vom Mittel 1971-2000) und für Südbayern 743mm (112% vom Mittel). Im Vergleich zu dem Trockenhalbjahr 2018 resultiert ein Niederschlagsplus von 220mm für Nordbayern bzw. 233mm für Südbayern. Nur die letzten beiden Monate des Halbjahres 2021 fielen bei häufigen Hochdrucklagen und ruhigem Herbstwetter zu trocken aus (s. Abb.1). Im Zeitraum Mai bis August 2021 dominierten meridiane Zirkulationen, die häufig feuchtwarme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Bayern lenkten und die zahlreichen Starkregen-/Sturzflutereignisse auslösten. Jeder dieser vier Monate war statistisch zu nass – der Mai in Nordbayern sogar deutlich zu nass. Die Temperaturbilanz des Sommerhalbjahrs weist zwei zu kalte Monate (Mai und August) und vier statistisch zu warme Monate auf (Juni, Juli, September und Oktober), wobei der Juni 2021 sogar deutlich zu warm war (+3,6 Grad über dem Mittel 1971 bis 2000). Das insgesamt etwas zu warme Sommerhalbjahr spiegelt sich auch in überdurchschnittlich vielen Sommertagen wider (München: 49 Tage, Hof: 24 Tage). Allerdings lagen die 34 Sommertage Augsburgs um einen Tag unter dem Mittelwert 1971 bis 2000. Die Gesamtzahl der heißen Tage blieb vielerorts unterdurchschnittlich (Augsburg: 3, Würzburg: 5), lediglich München verzeichnete 9 heiße Tage (rd. 5 Tage über dem Mittel).

Fließgewässer:
Ende April verabschiedete sich das hydrologische Winterhalbjahr aufgrund der seit März anhaltenden niederschlagsarmen Phase nahezu flächendeckend mit niedrigen, z. T. sehr niedrige Abflüssen unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses. Die folgenden niederschlagsreichen Monate Mai bis August mit zum Teil länger anhaltenden Hochwasserphasen sorgten dagegen verbreitet für eine deutliche Erholung der Abflüsse. Vor allem die mittleren Juliabflüsse lagen deutlich über dem langjährigen Monatsmittel. In den niederschlagsarmen Monaten September und Oktober nahmen die Abflüsse, nur durch kurze Wiederanstiege unterbrochen, langsam bis zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres ab. Ende Oktober wurden an einigen Pegeln, vor allem im Donau- und Inneinzugsgebiet, niedrige, zum Teil sehr niedrige Abflüsse registriert. Durch die Niederschläge der letzten Tage ist dies aktuell nur an einzelnen Pegeln der Fall.

Seen und Speicher:
Die Wasserstände an den Seen im Süden Bayerns zeigen eine parallele Entwicklung zum Abflussgeschehen an den Fließgewässern. So waren die Seen in den Sommermonaten vielfach gut gefüllt. Seit September sanken auch hier die Wasserstände kontinuierlich ab. Aktuell liegen an einigen Seen die Wasserstände im für die Jahreszeit niedrigen Bereich.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung derzeit zwischen 70 und 100% gefüllt. Die Seestände liegen, der Jahreszeit entsprechend, auf einem guten Niveau. Der Betriebsraum für die Niedrigwasseraufhöhung steht daher bei allen staatlichen Niedrigwasserspeichern zur Verfügung. Am Ellertshäuser See und Eixendorfer See werden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, deshalb befinden sie sich im Abstau.

Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser versorgen. Der Rothsee befindet sich in der jährlichen Abstauphase, welche noch bis Anfang Dezember andauern wird.

Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gut gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt. Bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen ist eine evtl. erforderliche Niedrigwasseraufhöhung durch die staatlichen Talsperren gesichert.

Grundwasserstände:
Im Vergleich zum Referenzzeitraum 1971-2000 fielen in Bayern die Niederschlagsmengen im hydrologischen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) leicht überdurchschnittlich aus.
Nach dem deutlich zu trockenen Frühjahr, erreichte die Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk zuletzt Ende April ein Maximum, als an rund 65% der Messstellen niedrige bzw. sehr niedrige Messwerte registriert wurden. Im weiteren Jahresverlauf führten die überdurchschnittlich feuchten Monate Mai bis August zu einer Erholung der überwiegend schnell regenerierenden Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer, sowie von Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung. In der Folge verringerte sich der Anteil niedrig klassifizierter Messstellen kontinuierlich bis auf ein Minimum von 13% Anfang September. Ein vergleichbarer Wert wurde zuletzt im August 2016 erreicht. Als Folge der dann wieder deutlich zu trockenen Herbstmonate September und Oktober, stieg der Anteil niedrig klassifizierter Grundwassermessstellen und Quellen erneut auf 32% zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres (Abb. 2).
Zusammenfassend führten die regenreichen Sommermonate zu einer vorübergehenden Erholung vieler oberflächennaher Grundwasservorkommen. Es kann hier bisher aber nicht von einer nachhaltigen Erholung im Sinne einer Trendumkehr gesprochen werden.
An vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen werden nach wie vor sehr niedrige Grundwasserstände, oftmals auch neue Niedrigstwerte registriert. Besonders die Messstellen im fränkischen und schwäbischen Jura erreichen regelmäßig neue Niedrigstwerte. Auch in der oberen Süßwassermolasse zwischen Alpenvorland und Donau sowie zum Teil im fränkischen Sandsteinkeuper ist noch keine nennenswerte Erholung zu beobachten. Viele Grundwasserstände sind nach wie vor auf einem (sehr) niedrigen Niveau.
Über ganz Bayern betrachtet liegt aktuell der Anteil (rd. 28 %) der niedrig klassifizierten Messstellen im Vergleich zu den Vorjahren unter dem Niveau von 2020 (rd. 37 %) und deutlich unter dem Niveau von 2019 (rd. 51 %).

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Monate langfristig ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-)Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte daher nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Für eine nachhaltige Auffüllung auch in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen sind weitere ausgeprägte Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum, speziell im Winterhalbjahr (November bis April), von Nöten.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die bisherigen Niederschläge im Jahr 2021. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rd. 55%

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Aus gewässerökologischer Sicht war der Sommer 2021 bezogen auf die bayerischen Fließgewässer eher unauffällig. Extreme Niedrigwassersituationen, in denen sich die Gewässer stark aufheizen oder auch austrocknende Oberläufe, waren die absolute Ausnahme.

Im Juni wurden am Main über mehrere Wochen relativ niedrige Sauerstoffwerte gemessen, die mit Starkregenereignissen, Sedimenteintrag und anschließenden Zehrungsprozessen in Verbindung gebracht werden können. Mitte Juni musste für einige Tage der Alarmplan Main aktiviert werden. Als Reaktion auf die Meldestufe „Warnung“ wurde an den Wasserkraftwerken am Main die Turbinenbelüftung zugeschaltet, damit mehr Sauerstoff in den Main gelangt.
Die sommerlichen Wasserstände der großen Seen waren im normalen Bereich und sinken zur Zeit etwas ab. Einige wenige Seen liegen bereits im niedrigen Bereich. Ökologische Beeinträchtigungen sind dort jedoch momentan nicht zu erwarten. Die Wassertemperaturen entsprechen der Jahreszeit.

Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes erwartet für den Zeitraum bis Ende November mittlere Niederschlagsverhältnisse – als Referenz wird der Zeitraum 2001 bis 2020 herangezogen. Bei dieser Prognose wird sich die Niedrigwasserlage nicht grundlegend ändern.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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