Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 29.04.21, 16:30 Uhr

Die Bilanz des hydrologischen Winterhalbjahres fällt zu trocken aus. So weisen rund 63 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 80 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme des bisherigen hydrologischen Winterhalbjahres (01.11.2020 bis 28.04.2021) beträgt für Nordbayern 266mm (73% vom Mittel 1971-2000) und für Südbayern 294mm (67% vom Mittel). Mit einem vorläufigen Monatsniederschlag von 22mm (46% vom Mittel) fällt der April in Nordbayern deutlich zu trocken aus. Südbayern ist mit einer Monatssumme von 37 mm (50% vom Mittel) als zu trocken einzustufen. Inklusive des zu trockenen April sind in Nordbayern 4 der 6, in Südbayern 5 der 6 zurückliegenden Monate statistisch zu trocken ausgefallen. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert Bayern als normal bis mäßig trocken, da sich hier noch die nassen Tage Anfang Februar auswirken. Die Temperaturbilanz des Winterhalbjahres belegt fünf überdurchschnittlich warme und einen zu kalten Monat. Dieser einzige zu kalte Monat ist der April 2021, der bei häufig nördlicher Luftmassenzufuhr überdurchschnittlich viele Frosttage produzierte (München: 8; Bad Königshofen/Lkr. Rhön-Grabfeld: 22 Frosttage).

Fließgewässer:
Aktuell werden mit Ausnahme des Alpenbereichs in Bayern flächendeckend niedrige, an einigen Pegeln sehr niedrige Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses registriert. Aufgrund der seit März vor allem nördlich des Alpenvorlandes geringen Niederschläge, haben die Abflüsse stetig abgenommen. Das derzeitige Abflussgeschehen wird – neben dem aktuellen Niederschlagsdefizit - geprägt durch das Defizit in den Grund- und Bodenwasserspeichern infolge der vorangegangen Trockenjahre sowie durch die einsetzende Vegetationsperiode. Aktuell werden in Bayern an 71% der Niedrigwasserpegel die Abflüsse niedrig, an 7% als sehr niedrig eingestuft.

Seen und Speicher:
Auch an den Seen im Süden Bayerns, mit Ausnahme derer mit alpinem schneeschmelzbeeinflusstem Einzugsgebiet, sind die Wasserstände abgesunken. An einigen Seen sind mittlerweile niedrige, vereinzelt sehr niedrige Wasserstände zu verzeichnen.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 73 und 100% gefüllt. Die Seestände liegen, der Jahreszeit entsprechend, auf einem guten Niveau. Der Betriebsraum für die Niedrigwasseraufhöhung steht daher bei allen staatlichen Niedrigwasserspeichern nahezu vollständig zur Verfügung.
Das Überleitungssystem Donau-Main mit dem Rothsee ist derzeit wegen Wartungsarbeiten an mehreren Schleusen nicht in Betrieb. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis 30.04.2021 andauern. Anschließend kann zum Normalbetrieb übergegangen werden, da der Pegel bei Kelheimwinzer über der festgelegten Mindestwasserführung liegt. Die Füllung des Niedrigwasser-Betriebsraumes am Brombachsee erfolgt über mögliche kleinere Hochwasserereignisse.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gut gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Üblicherweise findet die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände vor allem im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die bisherige Bilanz des Winterhalbjahres 2020/21 fiel jedoch erneut zu trocken aus, was sich auch durch die teils ergiebigen Niederschläge von Ende Januar bis Mitte Februar nicht grundlegend geändert hat. So sind die Messwerte an zahlreichen Grundwasser- und Quellmessstellen in Bayern derzeit unter dem Niveau des für diese Jahreszeit üblichen mittleren Grundwasserstandes bzw. der üblichen mittleren Quellschüttung. Auch die an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen beobachtete abnehmende Tendenz der Grundwasserstände hat sich weiter fortgesetzt.
Sehr niedrige Grundwasserstände und z.T. auch neue Niedrigstwerte, werden derzeit vor allem an Messstellen im fränkischen und schwäbischen Jura, in der oberen Süßwassermolasse zwischen Alpenvorland und Donau sowie zum Teil im mittelfränkischen Sandsteinkeuper registriert.
Über ganz Bayern betrachtet liegt der aktuelle Anteil (rd. 63%) der niedrig klassifizierten Messstellen im obersten Grundwasserstockwerk über dem Niveau der Jahre 2018 (rd. 24%), 2019 (rd. 52%) und 2020 (rd. 59%).
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Diese Situation hat sich durch das insgesamt zu trockene Jahr 2020 nicht geändert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die bisherigen Niederschläge im Jahr 2021. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit derzeit rd. 80% sehr hoch (zum Vergleich die Vorjahreswerte für den 28.04.: 2018: rd. 54%, 2019: rd. 71% und 2020: rd. 73%).

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Jahreszeitlich bedingt liegen die Wassertemperaturen aktuell in einem günstigen Bereich. Die aktuelle Niedrigwassersituation in vielen bayerischen Fließgewässern kann aber dennoch negative Auswirkungen auf die Fischfauna und die wirbellosen Kleinlebewesen haben. Diese äußern sich insbesondere in einer geringeren Lebensraumverfügbarkeit. So können sich beispielsweise Fläche und Funktionalität von Laichplätzen einiger Fischarten verringern.
Die Oberflächentemperaturen der Seen entsprechen der Jahreszeit, wobei sich die Seen unterschiedlich schnell erwärmen. Nach dem Winter sind die Sauerstoffgehalte durch die Zirkulationsphase auch in den unteren Wasserschichten wieder angestiegen. Ökologische Beeinträchtigungen der Wasserqualität in den tieferen Bereichen des Sees sind somit nicht vorhanden. Die Pegel weisen bis auf wenige Ausnahmen für die großen Seen einen noch normalen Wasserstand aus. Negative Auswirkungen auf die Organismen und die Ökologie sind damit zurzeit nicht zu erwarten.

Ausblick:
Die derzeitige Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes erwartet für den Zeitraum bis Mitte Mai mittlere Niederschlagsverhältnisse – als Referenz wird der Zeitraum 2001 bis 2020 herangezogen. Daher wird sich die Niedrigwasserlage weiter fortsetzen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.




Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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