Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 31.03.21, 13:30 Uhr

Das bisherige Winterhalbjahr fiel zu warm und zu trocken aus. Rund 51 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 82 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme des bisherigen hydrologischen Winterhalbjahrs (01.11.2020-31.03.2021) beträgt für Nordbayern 244mm (77% vom Mittel 1971-2000) und für Südbayern 271mm (74% vom Mittel). Inklusive des zu trockenen März sind in Nordbayern 3 der 5 und in Südbayern 4 der 5 zurückliegenden Monate des Winterhalbjahres statistisch zu trocken ausgefallen (Abb. 1). Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert weite Teile Bayerns als normal, da sich hier noch der zu nasse Januar auswirkt. Die Temperaturbilanz des Winterhalbjahres ist eindeutig. So fielen bayernweit alle 5 Monate im langjährigen Vergleich zu warm aus. Das Märzwetter gestaltete sich sehr wechselhaft mit Schnee-, Graupelschauern, Trockenperioden und zeitweilig frühlingshaft warmen Temperaturen. Die Zahl der Eistage fiel im März unterdurchschnittlich aus (Augsburg, München, Würzburg: 0 und Hof: 1).

Fließgewässer:
Nördlich des Alpenvorlandes werden für die Jahreszeit verbreitet niedrige Abflüsse registriert.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Süden Bayerns herrschen niedrige Wasserstände. An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 74 und 100% gefüllt. Die Seestände liegen, der Jahreszeit entsprechend, auf einem guten Niveau. Der Betriebsraum für die Niedrigwasseraufhöhung steht daher bei allen staatlichen Niedrigwasserspeichern nahezu vollständig zur Verfügung.
Das Überleitungssystem Donau-Main mit dem Rothsee kann derzeit über den Main-Donau-Kanal mit Donauwasser versorgt werden, da der Pegel bei Kelheimwinzer über der festgelegten Mindestwasserführung liegt. Die Füllung des Niedrigwasser-Betriebsraumes am Brombachsee erfolgt über mögliche kleinere Hochwasserereignisse.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.
Bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen ist eine evtl. erforderliche Niedrigwasseraufhöhung durch die staatlichen Talsperren gesichert.

Grundwasserstände:
Üblicherweise findet die Grundwasserneubildung und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände vor allem im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Die bisherige Bilanz des Winterhalbjahres 2020/21 fiel jedoch erneut zu trocken aus, was sich auch durch die teils ergiebigen Niederschläge von Ende Januar bis Mitte Februar nicht grundlegend geändert hat. So sind die Messwerte an zahlreichen Grundwasser- und Quellmessstellen in Bayern derzeit unter dem Niveau des für diese Jahreszeit üblichen mittleren Grundwasserstandes bzw. der üblichen mittleren Quellschüttung. Auch die an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen beobachtete abnehmende Tendenz der Grundwasserstände hat sich weiter fortgesetzt.
Sehr niedrige Grundwasserstände und z.T. auch neue Niedrigstwerte, werden derzeit vor allem an Messstellen im fränkischen und schwäbischen Jura, in der oberen Süßwassermolasse zwischen Alpenvorland und Donau sowie zum Teil im mittelfränkischen Sandsteinkeuper registriert.
Über ganz Bayern betrachtet liegt der aktuelle Anteil (rd. 51%, Abb. 2) der niedrig klassifizierten Messstellen im obersten Grundwasserstockwerk deutlich über dem Niveau der Jahre 2019 (rd. 31%) und 2020 (rd. 39%).
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Diese Situation hat sich durch das insgesamt zu trockene Jahr 2020 nicht geändert. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die bisherigen Niederschläge im Jahr 2021. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen liegt mit derzeit rd. 82% sehr hoch.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Jahreszeitlich bedingt liegen die die Wassertemperaturen aktuell in einem günstigen Bereich.
Die aktuelle Niedrigwassersituation in vielen bayerischen Fließgewässern kann aber dennoch negative Auswirkungen auf die Fischfauna und die wirbellosen Kleinlebewesen haben. Diese äußern sich insbesondere in einer geringeren Lebensraumverfügbarkeit. So können sich beispielsweise Fläche und Funktionalität von Laichplätzen einiger Fischarten verringern.

Entsprechend der Jahreszeit weisen die Seen Oberflächentemperaturen im niedrigen einstelligen Bereich auf. Nach dem Winter sind die Sauerstoffgehalte durch die Zirkulationsphase auch in den unteren Wasserschichten wieder angestiegen. Ökologische Beeinträchtigungen der Wasserqualität in den tieferen Bereichen des Sees sind somit nicht vorhanden. Die Pegel weisen für die großen Seen einen zumeist noch normalen Wasserstand aus. Negative Auswirkungen auf die Organismen und damit auf die Ökologie sind damit zur Zeit nicht zu erwarten.

Ausblick:
Die Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes erwartet für den Zeitraum bis zum 15. April zu trockene bis mittlere Niederschlagsverhältnisse im langjährigen Vergleich. Ab dem Karfreitag soll sich ein nördliches Strömungsmuster einstellen und daher werden die Tageshöchsttemperaturen bis Mitte April nur noch Werte zwischen 6 und 16°C erreichen. Die Niedrigwasserlage wird sich fortsetzen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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