Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 09.09.20, 14:00 Uhr

Teile Unterfrankens zeigen weiterhin ein Niederschlagsdefizit. Rund 39 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 71 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme im bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahr (01. Mai bis 08. September 2020) erreicht in Nordbayern 304mm (93% vom Mittel 1971 bis 2000) und in Südbayern 558mm (107% vom Mittel). Die Dauerniederschläge zu Beginn und Ende August führten zu einem statistisch zu nassen August und haben die vielmonatige Niederschlagssumme deutlich angehoben. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert nur noch Teile Unterfrankens als mäßig bis sehr trocken. Die bisherige Temperaturbilanz des Jahres 2020 ergibt, neben dem zu kalten Mai, sieben zu warme Monate im Vergleich zum Mittel 1971-2000. In der ersten Septemberdekade entstanden bisher ein bis zwei Sommertage und die Niederschläge blieben unterdurchschnittlich (Abb. 1).

Fließgewässer:
Die z.T. ergiebigen Niederschläge Ende August/Anfang September haben vor allem südlich der Donau und im Nordosten Bayerns zwischenzeitlich für eine Erholung der Abflüsse gesorgt. Die Abflüsse sinken seitdem wieder ab. So hält die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern nördlich des Voralpenlandes weiterhin an. Nahezu flächendeckend werden niedrige oder sehr niedrige Abflüsse (d.h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss wird unterschritten) registriert. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee. Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse weiter abnehmen und /oder auf niedrigem Niveau verharren, so dass die Niedrigwassersituation weiter anhält.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden nur vereinzelt niedrige Wasserstände beobachtet.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 65 und 100% gefüllt. Die Füllstände befinden sich, der Jahreszeit entsprechend, auf einem guten Niveau. Sollten in den nächsten Tagen Niederschläge ausbleiben, werden die Seepegel leicht sinken.
Das Überleitungssystem Donau-Main mit dem Rothsee könnte derzeit über den Main-Donau-Kanal mit Donauwasser versorgt werden, da der Pegel bei Kelheimwinzer über der festgelegten Mindestwasserführung liegt. Aufgrund von Sperrzeiten, um Spitzenstrom zu sparen, ist die Einleitung jedoch nur an ca. 12 h/Tag möglich. Der Seepegel wird daher kontinuierlich sinken.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Die Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk erreichte im Jahr 2020 bisher Ende Januar (rd. 84%) und Anfang Juni (rd. 71%) ein Maximum, welches im Anschluss jeweils durch ausgeprägte Niederschläge unterbrochen wurde (Abb. 2).
Diese Erholungsphasen beschränkten sich jedoch auf überwiegend schnell regenerierende Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer sowie auf Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung und erwiesen sich als nicht nachhaltig. Seit Mitte Juni bewegt sich der Anteil an niedrig klassifizierten Messstellen relativ stabil zwischen 30% und 50%, nach wie vor werden aber an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen sehr niedrige Grundwasserstände, bzw. vermehrt auch neue Niedrigstwerte registriert. Besonders betroffen sind vor allem Messstellen im fränkischen und schwäbischen Jura, in der oberen Süßwassermolasse zwischen Alpenvorland und Donau sowie zum Teil im fränkischen Sandsteinkeuper. Über ganz Bayern betrachtet liegt aktuell der Anteil der niedrig klassifizierten Messstellen im Vergleich zum 08.September der Vorjahre geringfügig unter dem Niveau von 2019 (rd. 45%) und unter dem Niveau von 2018 (rd. 62%).
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-)Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte daher nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Für eine nachhaltige Auffüllung auch in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen sind weitere ausgeprägte Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum von Nöten.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die bisherigen Niederschläge im Jahr 2020. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit 71%.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Die Messwerte für die Wassertemperaturen können als jahreszeitlich typisch angesehen werden. Sie liegen in ganz Bayern wieder in einem gewässerökologisch unkritischen Bereich. Dagegen hat sich die Situation im Hinblick auf den Abfluss in weiten Teilen Bayerns nicht entspannt. Noch immer werden, abgesehen vom Alpenvorland, niedrige bis sehr niedrige Abflüsse gemessen.
Bei den Perlmuschelbächen in Oberfranken haben die starken Niederschläge der letzten Wochen dennoch zu einer Erholung geführt. Die Stützungsmaßnahmen durch gezielte, kontrollierte Zuleitung aus Teichen und der Wasserstransporte mit Hilfe von Tankwagen konnte eingestellt werden.
An Main und Donau haben die Messungen von Sauerstoff, Wassertemperatur und Abfluss als entscheidende Parameter für die Alarmpläne wieder ein gewässerökologisch unkritisches Maß erreicht.
Auch bei den momentan teilweise stark sinkenden Wasserständen in den Seen messen die Pegel Werte zumeist oberhalb des Niedrigwasserbereichs. Die Wassertemperaturen befinden sich im einem für diese Jahreszeit typischen Bereich. Temperaturbedingte ökologische Auffälligkeiten wie z.B. Sauerstoffmangel sind bisher nicht zu verzeichnen. In einigen Seen wurden jedoch Blaualgenblüten verzeichnet.

Ausblick:
In den nächsten 14 Tagen soll überwiegend niederschlagsarmes Hochdruckwetter herrschen und die Tageshöchsttemperaturen werden spätsommerliche Werte erreichen (19 bis 28°C). Daher kann sich die Niedrigwasserlage wieder ausweiten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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