Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 15.07.20, 13:00 Uhr

Der bisherige Juli fällt vor allem in Nordbayern zu trocken aus. Rund 46 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 74 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme im bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahr (01. Mai bis 14. Juli 2020) erreicht in Nordbayern 175mm (91% vom Mittel 1971 bis 2000) und in Südbayern 315mm (105% vom Mittel). Die großen Unterschiede zwischen Nord und Süd lassen sich durch die Kaltfrontpassagen der letzten Wochen erklären. So fielen die frontalen Niederschläge insbesondere in den alpinen Staulagen ergiebiger aus (Abb. 1). Nur im westlichen Nordbayern zeigt der Dürreindex der letzten 90 Tage größere trockene Bereiche. Heiße Tage sind im bisherigen Juli Mangelware - so reicht die Spannweite der heißen Tage von 0 (z.B. Hof, Würzburg) bis 1 (z.B. Augsburg, München und Nürnberg).

Fließgewässer:
Die Niederschläge der letzten 2 Wochen fielen vor allem an den Alpen und im Alpenvorland ergiebig aus. Weiter nördlich hingegen betrugen diese vielfach nur wenige mm. Dies spiegelt sich im Abflussgeschehen wider. So werden nördlich des Alpenvorlandes weiterhin verbreitet niedrige Abflüsse registriert, vielfach auch sehr niedrige Abflüsse (d.h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss wird unterschritten). An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee. Die bis Freitag erwarteten Niederschläge fallen wieder im Alpen- und Alpenvorland ergiebig aus, nach Norden hin nehmen die Niederschlagsmengen ab. Daher werden in den durch Niedrigwasser betroffen nördlichen Regionen diese Niederschläge voraussichtlich nur kurzfristig zu einer leichten Erholung der Abflüsse führen.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden derzeit keine Niedrigwasserstände beobachtet.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 80 und 100% gefüllt und die Füllstände befinden sich daher auf einem guten Niveau. In den nächsten Tagen werden sich die Seepegel, entsprechend der Wetterprognosen, nur leicht verändern.
Das Überleitungssystem Donau-Main mit dem Rothsee wird derzeit über den Main-Donau-Kanal mit Donauwasser versorgt, da der Durchschnittswert des Vortages für die Wasserführung in der Donau über der festgelegten Entnahmegrenze liegt.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Die Niedrigwassersituation im Grundwasser erreichte im Jahr 2020 jeweils Ende Januar (rd. 84%) und Anfang Juni (rd. 71%) ein Maximum. Ausgeprägte Niederschläge im Februar und Mitte Juni führten im Anschluss zu einer zwischenzeitlichen Erholung der Situation (Abb. 2).
Diese beschränkte sich jedoch auf überwiegend schnell regenerierende Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer sowie auf Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung. Nach wie vor werden an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen sehr niedrige Grundwasserstände, bzw. vereinzelt auch neue Niedrigstwerte registriert. Besonders betroffen sind derzeit weite Bereiche des fränkischen und schwäbischen Jura, der oberen Süßwassermolasse sowie der Münchner Schotterebene.
Im Mittel entsprechen die aktuellen Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern den Werten der vorangegangenen Trockenjahre. So betrug der Anteil der als niedrig klassifizierten Messstellen zum 14.07.2018 rd. 50% und zum 14.07.2019 rd. 39%.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Besonders durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden. Die gefallenen (Stark-)Niederschläge fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder oberflächlich ab, bzw. sättigen diese zuerst auf. In Kombination mit der derzeit hohen Pflanzenverdunstung stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte so nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Für eine nachhaltige Auffüllung auch in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen sind weitere ausgeprägte Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum von Nöten.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die Februar- und Juniniederschläge im laufenden Jahr 2020. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit 74%.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt.
Die Messwerte für die Wassertemperaturen können als jahreszeitlich typisch und unkritisch angesehen werden. Die Lebensgemeinschaften unserer Gewässer sind grundsätzlich an einen Jahresgang der Wassertemperatur angepasst.
An der Messstation Kahl am Main wurden in den letzten Tagen leicht abnehmende Sauerstoffwerte gemessen, die die Schwellenwerte des Alarmplans Main aber nicht unterschreiten
Meldungen zu den gewässerökologischen Alarmplänen Main und Donau liegen bisher nicht vor. Die Wasserwirtschaftsämter haben aber ihre Überwachungsaktivitäten intensiviert.
Die Seen weisen inzwischen, nach einer z.T. lange andauernden Niedrigwassersituation in diesem Jahr, normale Wasserstände auf. Ökologische Auffälligkeiten wie z.B. übermäßige Algenblüten oder Sauerstoffmangel sind daher bisher noch nicht zu verzeichnen.

Ausblick: Bis zum 18. Juli verursacht osteuropäischer Tiefdruckeinfluss zeitweilige schauerartige Regenfälle. Anschließend soll ein atlantischer Hochdruckkeil die Witterung prägen und für sommerlich warme und weitgehend trockene Verhältnisse sorgen. Dadurch kann sich die Niedrigwasserlage fortsetzen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2010) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.

Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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