Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 20.05.20, 14:00 Uhr

Der bisherige Mai fällt zu trocken aus. Rund 73 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 79 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das hydrologische Winterhalbjahr fiel insgesamt zu trocken aus und die Regierungsbezirke Niederbayern, Oberbayern, Schwaben und Oberpfalz wiesen dabei ein Niederschlagsdefizit von mehr als 10% auf (Abb. 1). Bei dem Kaltlufteinbruch während der Eisheiligen (11. bis 15. Mai) wurden wieder stärkere Niederschläge registriert, dennoch bleibt der bisherige Mai zu trocken (Abb. 2). Ferner sind Sommertage die Ausnahme – nur einzelne Stationen verzeichnen im bisherigen Mai 1 (Augsburg, Bamberg) bis 2 Sommertage (München-Stadt). Der Dürreindex der letzten 90 Tage zeigt gebietsweise im südlichen Schwaben und im südöstlichen Oberbayern sehr trockene Verhältnisse.

Fließgewässer:
Die Niederschläge in der vergangenen Woche (20.KW) haben verbreitet, allerdings nur kurzfristig, für eine kleine Erholung der Abflüsse gesorgt. Derzeit nehmen die Abflüsse wieder ab. Nahezu bayernweit werden niedrige Abflüsse an den gewässerkundlichen Messstellen registriert. An einigen Pegeln vor allem in der Osthälfte Bayerns sowie südlich der Donau, insbesondere im Bereich Niederbayern, liegen die Abflüsse auch unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) und werden als sehr niedrig eingestuft. Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee.

Seen und Speicher:
Im Südosten Bayerns herrschen an einigen Seen weiterhin sehr niedrige Wasserstände.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung derzeit zwischen 88 und 100% gefüllt.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann aktuell das Maingebiet über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees planmäßig mit Donauwasser versorgen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind zu 91 bzw. 88% gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf, welches sich in den letzten Jahren verschärft hat. Nach den beiden Trockenjahren 2018 und 2019 fiel nun auch das Winterhalbjahr 2019/20 zu trocken aus. Die Niedrigwassersituation im Grundwasser erreichte Ende Januar 2020 einen vorläufigen Höhepunkt. 85% der Messstellen des oberen Grundwasserstockwerks waren als niedrig oder sehr niedrig klassifiziert. Die ergiebigen Niederschläge im Februar und in der ersten Märzhälfte führten dann zu einer kurzzeitigen Entspannung der Situation. So verringerte sich die Anzahl an Messstellen mit niedrigen oder sehr niedrigen Messwerten zwischenzeitlich auf rd. 30%. Diese Erholung erfolgte aber überwiegend in schnell regenerierenden Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer und in Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung und erwies sich als nicht nachhaltig. Als Folge der erneuten Phase mit zu geringen Niederschlägen von Mitte März bis heute verschärfte sich die Situation erneut. Aktuell zeigen 73% der Grundwassermessstellen und Quellen des oberen Grundwasserstockwerks in Bayern eine Niedrigwassersituation (Abb. 3). Die einzelnen Niederschlagsereignisse der letzten Wochen führten zu keiner nennenswerten Aufhöhung der gemessenen Grundwasserstände. Ursächlich hierfür sind die weitläufig ausgetrockneten Böden sowie Verdunstungsverluste durch die Vegetation.
Im Mittel liegt das Niveau der aktuell gemessenen Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern, mit Ausnahme von Teilen Frankens, unter den Werten der vorangegangenen Trockenjahre. So waren zum 19.05.2018 nur 28% und zum 19.05.2019 53% der Messstellen als niedrig klassifiziert.
Insbesondere in den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich nach wie vor die Auswirkungen der verringerten Grundwasserneubildung der letzten Jahre. So beträgt die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen derzeit 79%.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Die Wassertemperaturen liegen auf Grund der kühlen Nächte im landesweiten Mittel bei ca. 16°C. Diese Werte sind jahreszeitlich typisch. Dagegen sind die Abflüsse in vielen Teilen Bayerns für die Jahreszeit schon jetzt niedrig bis sehr niedrig. Diese Lage entspannt sich durch die aktuellen Niederschläge nur kurzzeitig. Die Auswirkungen der häufig geringen Wasserstände werden zwar im Hinblick auf die Gewässerökologie durch die niedrige Wassertemperatur und damit gute Sauerstoffversorgung ausgeglichen. Langfristige Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften durch die häufigen, langanhaltenden oder sogar ganzjährig auftretenden geringen Abflüsse und niedrige Wasserstände sind schwer zu ermitteln, aber nicht ausgeschlossen.
An Main und Donau liegen keine Meldungen im Rahmen des gewässerökologischen Alarmplanes vor. Der Sauerstoffgehalt und Wassertemperatur liegen in einem günstigen Bereich.
Die Wasserstände der Seen sind momentan oft außerhalb des Niedrigwasserbereichs, jedoch nicht überall. Wasserlebende Insekten sowie auch Amphibien legen Eier oft in Ufernähe oder in Röhrichtbeständen ab, frisch geschlüpfte Jungtiere finden hier Schutz. Auch Samen und Keimlinge von Wasserpflanzen befinden sich in diesem Bereich. Die in diesem Frühjahr teilweise auch länger anhaltenden niedrigen Wasserstände an Seen können das Austrocknen von Uferbänken sowie die räumliche Trennung der Röhrichtbestände vom Wasserkörper bewirken. Ob dadurch die Fortpflanzung der Wasserorganismen in diesem Jahr beeinträchtigt und so die Gesamtbestände der Lebewesen geschwächt wurden, wird man erst mit künftigen Untersuchungen feststellen können.

Ausblick: Weitgehend trockene Hochdrucklagen bestimmen das Wettergeschehen in den nächsten 14 Tagen und bei Tageshöchsttemperaturen zwischen 19 bis 26°C wird es frühsommerlich warm. Lediglich die Kaltfrontpassage am 23. Mai zeigt in den derzeitigen DWD-Prognosen flächenhafte Regenfälle mit einem Niederschlagsschwerpunkt an den Alpen. Insgesamt wird sich die Niedrigwasserlage ausweiten.

Abb.1: Niederschlag im hydrologischen Winterhalbjahr (WHJ) 2019/2020 in Bayern und den Regierungsbezirken: Darstellung als absolute Niederschlagssummen [mm] und – farbig hervorgehoben – als relative Abweichungen [%] zum Mittel des Referenzeitraums 1971-2000. Positive Abweichungen sind blau markiert, negative gelb. Farblich abgeschwächte Werte beschreiben Abweichungen von weniger als ±10 %.



Abb.2: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1981-2010) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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