Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 06.05.20, 14:00 Uhr

Das Winterhalbjahr fiel zu trocken aus. Rund 63 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 74 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme des hydrologischen Winterhalbjahres (01.11.2019 bis 30.04.2020) erreichte in Nordbayern 334mm (86% vom Mittel) und in Südbayern 364mm (81% vom Mittel). Das Winterhalbjahr ging in Nordbayern mit einem deutlich zu trockenen April zu Ende – dort fielen nur 15mm (70% unter dem Mittelwert, Abb. 1). In der langjährigen Einordnung liegt die Winterhalbjahressumme unter den Vorjahren 2019 oder 2018, aber auch deutlich oberhalb des Extremjahres 1972 (Nordbayern: 240mm, Südbayern: 299mm). Die ersten Maitage brachten bayernweite Regenfälle in einer Flächensumme von 10 bis 20mm. Der Dürreindex der letzten 90 Tage zeigt gebietsweise im südlichen Schwaben und im südöstlichen Oberbayern mäßig trockene Verhältnisse. In der Temperaturbilanz fällt der April deutlich zu warm aus und ist nun schon der zehnte zu warme Monat in Folge.

Fließgewässer:
Die Niederschläge der vergangenen Woche haben vielfach nur kurzfristig für eine kleine Erholung der Abflüsse gesorgt. Mit Ausnahme des Alpenbereiches sowie durch Speicherabgaben gestützte Fließgewässerabschnitte werden derzeit weiterhin nahezu flächendeckend niedrige Abflüsse an den gewässerkundlichen Messstellen registriert. An einigen Pegeln südlich der Donau, vor allem im Bereich Niederbayern, liegen die Abflüsse zum Teil auch unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) und werden als sehr niedrig eingestuft.

Seen und Speicher:
Durch die Niederschläge in Alpennähe haben sich die Wasserstände an den dortigen Seen vielfach erholt. Im Südosten Bayerns herrschen an einigen Seen weiterhin sehr niedrige Wasserstände.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen ca. 88 und 100% gefüllt. Durch die Niederschläge der letzten Tage sind die Füllstände der Betriebsräume auf einem guten Niveau. In den nächsten Tagen werden sich die Seepegel auch nur leicht nach unten verändern.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal, unter Mitwirkung des Rothsees, das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser versorgen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der derzeitigen Wettersituation entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf, welches sich in den letzten Jahren verschärft hat. Nach den beiden Trockenjahren 2018, 2019 und dem zu trockenen Winteranfang 2019/20, erreichte die Niedrigwassersituation im Grundwasser Ende Januar 2020 einen vorläufigen Höhepunkt. 85% der Messstellen des oberen Grundwasserstockwerks waren als niedrig oder sehr niedrig klassifiziert. Erst die ergiebigen Niederschläge im Februar und in der ersten Märzhälfte führten zu einer Entspannung der Situation. So verringerte sich die Anzahl an Messstellen mit niedrigen oder sehr niedrigen Messwerten bis Mitte März auf rd. 30%. Diese zwischenzeitliche Erholung erfolgte aber überwiegend in schnell regenerierenden Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer und in Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung und erwies sich daher als nicht nachhaltig. Als Folge der anschließenden, langanhaltenden Trockenheitsphase, ausgehend von der zweiten Märzhälfte bis Ende April, zeigen heute erneut 63% der Grundwassermessstellen und Quellen des oberen Grundwasserstockwerks in Bayern eine Niedrigwassersituation. Die Niederschläge Ende April / Anfang Mai führten zu keiner nennenswerten Aufhöhung der gemessenen Grundwasserstände. Ursächlich hierfür waren die weitläufig ausgetrockneten Böden sowie hohe Verdunstungsverluste durch die Vegetation. Im Mittel liegt das Niveau der aktuell gemessenen Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern, mit Ausnahme von Teilen Unterfrankens, unter den Werten der vorangegangenen Trockenjahre. So waren zum 05.05.2018 nur 36% und zum 05.05.2019 nur 52% der Messstellen als niedrig klassifiziert (Abb. 2).
Insbesondere in den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich nach wie vor die Auswirkungen der verringerten Grundwasserneubildung der letzten Jahre. So beträgt die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen derzeit 74%.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Die Wassertemperaturen liegen auf Grund der kühlen Nächte im landesweiten Mittel bei ca. 13°C. Diese Werte sind jahreszeitlich typisch und gewässerökologisch günstig. Dagegen sind die Abflüsse in vielen Teilen Bayerns für die Jahreszeit schon jetzt niedrig bis sehr niedrig. Diese Lage entspannt sich durch die aktuellen Niederschläge nur kurzzeitig. Die Auswirkungen der häufig geringen Wasserstände werden zwar im Hinblick auf die Gewässerökologie durch die niedrige Wassertemperatur und damit gute Sauerstoffversorgung ausgeglichen. Langfristige Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften durch die häufigen, langanhaltenden oder sogar ganzjährig auftretenden geringen Abflüsse und niedrige Wasserstände sind schwer zu ermitteln, aber nicht ausgeschlossen.
Am Main liegen keine Meldungen im Rahmen des gewässerökologischen Alarmplanes vor. Der Sauerstoffgehalt und die Wassertemperatur liegen in einem günstigen Bereich.

Die wieder ansteigenden Wasserstände haben in einigen aber noch nicht in allen Seen zu einer Entspannung der Niedrigwassersituation geführt. Wasserlebende Insekten sowie auch Amphibien legen Eier oft in Ufernähe oder in Röhrichtbeständen ab. Auch Samen und Keimlinge von Wasserpflanzen befinden sich in diesem Bereich. Die in diesem Frühjahr teilweise auch länger anhaltenden niedrigen Wasserstände an Seen können das Austrocknen von Uferbänken sowie die räumliche Trennung der Röhrichtbestände vom Wasserkörper bewirken. Ob dadurch die Fortpflanzung der Wasserorganismen in diesem Jahr beeinträchtigt und so die Gesamtbestände der Lebewesen geschwächt wurden, wird man erst mit künftigen Untersuchungen feststellen können.

Ausblick:
Bis Samstag 09. Mai bleibt das sonnige, trockene Hochdruckwetter bestehen. Für den Zeitraum vom 10. bis zum 12. Mai lassen die DWD-Prognosen einen Kaltlufteinbruch mit gebietsweise kräftigen Niederschlägen erkennen. Der anschließende Witterungstrend bis zum 20. Mai zeigt derzeit zeitweiliges, geringes Niederschlagsgeschehen bei Tageshöchsttemperaturen zwischen 16 bis 23°C. Insgesamt wird das mehrmonatige Niederschlagsdefizit nicht ausgeglichen und die Niedrigwasserlage wird sich fortsetzen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1981-2010) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.

Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.


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