Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 02.10.19, 16:00 Uhr

Die aufeinanderfolgenden Tiefdruckgebiete mit ihren frontalen Regenfällen haben das Niederschlagsdefizit des Sommerhalbjahres noch nicht ausgeglichen. Rund 60 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 77 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das bisherige hydrologische Sommerhalbjahr (01.05. bis 01.10.2019) fiel in Nordbayern (Niederschlagssumme: 312mm, 81% vom Mittel 1981-2010) und in Südbayern (568mm, 94% vom Mittel) zu trocken aus. Die Niederschläge der letzten Septemberwoche brachten vielerorts den lang ersehnten Regen. Dennoch fiel der September insgesamt zu trocken aus und der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert das nördliche Franken und Teile Niederbayerns als sehr trocken. Seit Jahresbeginn verzeichnet Bayern im langjährigen Vergleich neun aufeinanderfolgend zu warme Monate. Auch der September zeigte häufig eine spätsommerlich-warme Witterung mit 3 (z.B. Augsburg) bis 5 Sommertagen (z.B. Würzburg), aber einzelne Frosttage wurden auch schon registriert.

Fließgewässer:
Die Abflüsse in Bayern sind verbreitet auf niedrigem Niveau. Vielfach werden auch Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Abflusses (MNQ) registriert und als sehr niedrig eingestuft. Im nördlichen Bayern haben die ergiebigeren Niederschläge der letzten Woche hier die Abflüsse zumindest vorübergehend etwas ansteigen lassen.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Südosten Bayerns sind sehr niedrige Wasserstände zu verzeichnen. An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 41 und 100% gefüllt. Die Füllgrade der Betriebsräume verteilen sich hier entsprechend der Niederschläge der vergangenen Monate in einem Nord-Süd-Gefälle zugunsten Südbayerns.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit das Maingebiet über den Main-Donau-Kanal, unter Mitwirkung des Rothsees, planmäßig mit Donauwasser versorgen. Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend gut gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen weiterhin etwa 60 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Werte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen 77 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation. An vielen Messstellen wurden im Jahr 2019 bereits neue Niedrigstwerte registriert. Auf Grund der zuletzt unbeständigen Witterung kam es seit Ende September nicht mehr zu einer weiteren Verschärfung der Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk. Eine spürbare Entspannung der Situation ist bislang jedoch ebenfalls ausgeblieben. Insgesamt liegen die aktuellen Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern weiterhin auf dem Niveau des trockenen Vorjahres.
In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich noch deutlich die Auswirkungen der letzten Trockenjahre, insbesondere des Jahres 2018. So bewegte sich im bisherigen Jahresverlauf die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser-messstellen durchgehend zwischen 55% und 82%. Seit Mitte Juli stagniert der Anteil auf hohem Niveau (> 70%).

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt.
Die Wassertemperaturen sind mit den herbstlichen Witterungsbedingungen in ganz Bayern inzwischen deutlich abgesunken und liegen gewässerökologisch in einem günstigen Bereich.
Noch immer weisen viele Fließgewässer einen sehr geringen Abfluss auf. Gleichzeitig hat sich in den wasserführenden Gewässern die Wassertemperatur deutlich abgesenkt. Dies sorgt für eine Entspannung bei den Fließgewässern im Hinblick auf die Gewässerökologie. Überschreitungen der festgelegten Orientierungswerte der Wassertemperatur für die betroffenen charakteristischen Fischgemeinschaften werden an den gewässerkundlichen Pegeln nicht mehr gemessen.
Sehr kritisch ist noch immer die Situation in den Flussperlmuschelgewässern. Viele Gewässer waren im Laufe des Sommers trockengefallen. Viele Muschelbestände mussten umgesiedelt werden. Ob diese Rettungsmaßnahmen die Vorkommen der Flussperlmuschel langfristig sichern werden, bleibt abzuwarten. Die Niederschläge der letzten Tage haben nur zu einem kurzzeitigen Anstieg des Wasserstandes geführt.
Am Main liegen keine Meldungen mehr im Rahmen des gewässerökologischen Alarmplanes vor. Der Sauerstoffgehalt und Wassertemperatur liegen in einem günstigen Bereich.
Die Witterung der vergangenen Tage trägt bzgl. der bayerischen Seen (bis auf wenige Ausnahmen) zur momentan eher entspannten Niedrigwassersituation bei. Die See-Temperaturen vor allem der oberflächlichen Schichten sind etwas abgekühlt. Die Gefahr entstehender Algenblüten ist dadurch geringer geworden, jedoch nicht vorbei. Die für die nächsten Tage und vor allem Nächte vorhergesagten kühleren Temperaturen lassen das Auftreten der Algenblüten unwahrscheinlicher werden.

Ausblick:
Gemäß DWD-Vorhersagen herrscht zunächst weiterhin wechselhaftes Herbstwetter mit wiederholten Niederschlagstagen und kühler Witterung (Tageshöchsttemperaturen zwischen 11 bis 17°C). Vom 12. bis 17. Oktober 2019 zeigen die numerischen Wettervorhersagen wieder einen trockeneren Witterungsabschnitt. Die Niedrigwasserlage wird sich zunächst nicht weiter verschärfen.

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