Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 22.11.18, 15:00 Uhr

Das Niederschlagsdefizit der letzten 12 Monate beträgt rund 200mm und die vorhergesagten Niederschläge der nächsten zwei Wochen werden die Lage nicht grundlegend ändern. Rund 81 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 79 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Im hydrologischen Jahr (Nov. 2017 bis Okt. 2018) hat sich im langjährigen Vergleich (Mittel 1981 bis 2010) ein großes Niederschlagsdefizit aufgebaut. Es beträgt für Nordbayern rund 200mm und für Südbayern rund 190mm. Im Jahr 2018 sind nun 9 Monate in Folge zu trocken ausgefallen und die Niederschlagssumme des bisherigen Novembers erreicht nur 10% vom Mittel. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert Unter-, Mittel- und Oberfranken als extrem trocken. Ferner hat die kalte Luftmassenzufuhr der letzten Tage eine Reihe von Frosttagen hervorgebracht.

Fließgewässer:
Auch die KW 47 war bislang nahezu niederschlagsfrei. Dadurch bleibt die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern weiterhin angespannt. Bayernweit werden an den gewässerkundlichen Pegeln vielfach sehr niedrige Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an den Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger abflusswirksamer Niederschläge wird die Niedrigwassersituation weiter anhalten.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden vielfach sehr niedrige Wasserstände registriert. Auch hier werden die Wasserstände bei ausbleibenden ergiebigeren Niederschlägen auf dem Niveau stagnieren und/oder weiter langsam abnehmen.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung liegen aktuell zwischen 22% und 100%. Ein Speicher im Norden und ein Speicher im Osten Bayerns haben die 25% Marke unterschritten. Zwei weitere Speicher stehen kurz vor dieser Marke. Bis auf drei Ausnahmen bewegen sich die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung der weiteren Talsperren um die 50% Marke. Der Donaupegel bei Kelheimwinzer pendelt momentan um den Grenzwert von 140m³/s, welcher für eine Entnahme zur Überleitung von Donauwasser in den Main erforderlich wäre. Da in den nächsten Tagen keine wesentliche Wetteränderung zu erwarten ist, wird der Niedrigwasserbetrieb an allen Talsperren fortgeführt.
Die derzeitige Speichersteuerung der Überleitung sieht vor, dass dem Großen Brombachsee mehr Wasser entnommen wird als dem Rothsee.
Am Sylvensteinspeicher hält sich, abgesehen von kurzen lokalen Niederschlägen, Zufluss und Abfluss die Waage.
Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit und der Witterung entsprechend gefüllt. Dabei hat die TWT Mauthaus die 50% Marke des Betriebsraumes unterschritten. Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger sind dennoch nicht zu erwarten.

Grundwasserstände:
Anfang des Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% bis auf knapp 80% in der zweiten Oktoberhälfte an. Die Niederschläge Ende Oktober führten v.a. in Teilen Südbayerns zu einer geringfügigen Entspannung der Niedrigwassersituation. Ohne nennenswerte Niederschläge im bisherigen November sinken die Grundwasserstände nun erneut. Aktuell zeigen rd. 81% der oberflächennahen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte. Vergleichbar niedrige Bedingungen im oberen Grundwasserstockwerk wurden in den letzten Jahren nicht erreicht.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Im laufenden Jahr ist der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke stark angestiegen. Aktuell liegt er konstant hoch bei rd. 79%.

Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Auf Grund der kühlen Witterung haben sich die Wassertemperatur und Sauerstoffverhältnisse stabilisiert. Dies ist aus gewässerökologischer Sicht positiv zu bewerten. Die Situation mit teilweise sehr geringen Abflüssen in vielen Fließgewässern ist unverändert angespannt. Durch trockengefallene Gewässerabschnitte sind die Lebensgemeinschaften hier stark beeinträchtigt. Dies betrifft auch seltene Bachmuschelbestände.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Die tieferen Seen sind jedoch weiterhin temperaturgeschichtet, d.h. eine Zirkulation hat noch nicht stattgefunden. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt daher im Tiefenwasser von Seen mit erhöhter Nährstoffbelastung weiterhin angespannt.

Ausblick:
Für die nächsten 7 Tage wird kaltes, weitgehend trockenes Hochdruckwetter vorhergesagt – Ausnahme ist der Samstag (24.11.) mit leichten Niederschlägen. Ab 30.11. wird wechselhaftes Wetter mit zeitweiligen Niederschlägen erwartet. Das Niederschlagsgeschehen der nächsten 14 Tage wird die Niedrigwassersituation nicht grundlegend ändern.

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