Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 09.11.18, 15:15 Uhr

Nach dem extrem trockenen Sommerhalbjahr, bleibt auch die Herbstwitterung bisher zu trocken und zu mild. Rund 77 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen ebenfalls 77 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das hydrologische Sommerhalbjahr ist außergewöhnlich trocken ausgefallen. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 31.10.2018 in Nordbayern auf 279mm (62% vom Mittel 1981-2010) und 510mm in Südbayern (76% vom Mittel). Damit ist das Sommerhalbjahr 2018 in Nordbayern das trockenste in der Beobachtungsreihe 1961 bis 2018 und in Südbayern war nur das Sommerhalbjahr 1972 noch trockener. Im langjährigen Vergleich sind im Jahr 2018 nun 9 Monate in Folge zu trocken und 7 Monate aufeinanderfolgend zu warm ausgefallen. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert große Teile Unter-, Mittel- und Oberfrankens als extrem trocken. Die ersten Novembertage brachten nur ganz vereinzelt einen Niederschlagstag und die Lufttemperaturen fielen für die Jahreszeit ungewöhnlich mild aus.

Fließgewässer:
In der Kalenderwoche 45 traten bisher keine relevanten Niederschläge auf. An den gewässerkundlichen Pegeln sind deshalb vielfach niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Großteils werden Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert und damit als sehr niedrig eingestuft. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Günstiger ist die Abflusssituation an den Gewässern mit alpinem Einzugsgebiet am direkten Alpenrand oder an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse weiter langsam abnehmen und/oder auf dem niedrigen Niveau verharren, so dass die Niedrigwassersituation anhält.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden vielfach niedrige, z. T. sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung liegen aktuell zwischen 24% und 100%, wobei zwei Speicher kurz vor der 30% Marke zur Niedrigwasseraufhöhung stehen. Ein Speicher im Norden Bayerns hat die 25% Marke unterschritten. Die Betriebsräume aller anderen Talsperren betragen 50%. bzw. über 50%. Der Donaupegel bei Kelheimwinzer liegt momentan unter dem Grenzwert von 140m³/s, welcher für eine Entnahme zur Überleitung erforderlich wäre. Die Prognosen lassen auch für die nähere Zukunft keine Wasserentnahme aus der Donau zu. Da sich die Wetterlage nicht grundlegend ändert, wird der Niedrigwasserbetrieb an allen Talsperren fortgeführt.
Der derzeitige Abfluss aus den Rothsee wird zur Muschelbewirtschaftung etwas gedrosselt. Dementsprechend gibt dann der Große Brombachsee wieder mehr Wasser in die Überleitung ab. Am Sylvensteinspeicher hält sich, abgesehen von kurzen lokalen Niederschlägen, Zufluss und Abfluss die Waage.
Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit ausreichend gefüllt. Hier sind keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Grundwasserstände:
Anfang des Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% bis auf knapp 80% in der zweiten Oktoberhälfte an. Die Niederschläge Ende Oktober führten v.a. in Teilen Südbayerns zu einer geringfügigen Entspannung der Niedrigwassersituation. Mit der trockenen Witterung der vergangenen Woche sinken die Grundwasserstände erneut, sodass aktuell rd. 77% der oberflächennahen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte zeigen.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Im laufenden Jahr ist der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke stark angestiegen. Aktuell liegt er bei rd. 77%.

Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Auf Grund der kühlen Witterung haben sich die Wassertemperatur und Sauerstoffverhältnisse stabilisiert. Dies ist aus gewässerökologischer Sicht positiv zu bewerten. Die Situation mit teilweise sehr geringen Abflüssen in vielen Fließgewässern ist unverändert angespannt. Durch trockengefallene Gewässerabschnitte sind die Lebensgemeinschaften hier stark beeinträchtigt. Dies betrifft auch seltene Bachmuschelbestände.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Die tieferen Seen sind jedoch weiterhin temperaturgeschichtet, d.h. eine Zirkulation hat noch nicht stattgefunden. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt daher im Tiefenwasser von Seen mit erhöhter Nährstoffbelastung weiterhin angespannt.

Ausblick:
Am Wochenende und Anfang der 46. Kalenderwoche fallen nur sehr geringe Niederschläge, zum Teil auch nur in den westlichen Landesteilen. Ab Mitte nächster Woche (46. KW) wird trockener Hochdruckeinfluss vorhergesagt. Dadurch wird sich die Niedrigwassersituation weiter fortsetzen.

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