Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 25.10.18, 15:00 Uhr

Zunächst herrscht weitgehend niederschlagsfreies Wetter. Von Samstag bis Dienstag (27.-30.10.) sorgt ein großräumiges westeuropäisches Tiefdrucksystem für wechselhaftes Wetter. Es wird deutlich kühler und zeitweilig fällt Niederschlag mit dem Schwerpunkt an den Alpen. Bis auf alpine Lagen wird sich die Niedrigwassersituation nicht grundlegend ändern. Rund 80 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 78 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das bisherige hydrologische Sommerhalbjahr bleibt bayernweit zu trocken. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 24.10.2018 in Nordbayern auf 262mm (61% vom Mittel 1981-2010) und 496mm in Südbayern (76% vom Mittel). Im langjährigen Vergleich sind im Jahr 2018 nun 8 Monate in Folge zu trocken und 6 Monate aufeinanderfolgend zu warm ausgefallen. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert Unter-, Mittel- und Oberfranken sowie weite Teile Schwabens als extrem trocken. Die flächenhaften Regenfälle vom 24.10. haben die vorausgehende 30-tägige Trockenperiode beendet, aber das Niederschlagsdefizit des Jahres noch nicht grundlegend verändert. Die insgesamt kühleren Herbsttemperaturen der letzten Woche haben keine weiteren Sommertage mehr hervorgebracht.

Fließgewässer:
Die gefallenen Niederschläge haben kurzzeitig zum Anstieg der Abflüsse in den betroffenen Gebieten geführt. Vor allem am Alpenrand hat sich hierdurch die Niedrigwassersituation vorübergehend verbessert. Bayernweit hält die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern aber unvermindert an. An den gewässerkundlichen Pegeln sind weiterhin vielfach niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Großteils werden Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigabflusses (MNQ) registriert und damit als sehr niedrig eingestuft. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an den Gewässern mit alpinem Einzugsgebiet am direkten Alpenrand oder an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Bei Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse wieder langsam abnehmen und/oder auf niedrigem Niveau verharren, so dass die Niedrigwassersituation weiter anhält.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden vielfach niedrige, z. T. sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung liegen aktuell zwischen 26% und 100%, wobei vier Speicher die 30% Marke zur Niedrigwasseraufhöhung erreicht bzw. unterschritten haben. Die Betriebsräume aller anderen Talsperren betragen über 50%. Der Donaupegel bei Kelheimwinzer liegt momentan unter dem Grenzwert von 140m³/s, welcher für Entnahme zur Überleitung erforderlich wäre. Sofern dieser wieder steigt wird der Rothsee als Zwischenspeicher gefüllt werden. In den nächsten Tagen ist keine durchgreifende Wetteränderung vorhergesagt, deshalb werden die Pegel der Talsperren weiter leicht sinken. Der Niedrigwasserbetrieb wird an allen Talsperren fortgeführt.
Der Abfluss aus dem Rothsee kann derzeit gedrosselt werden, da die Regnitz ausreichend Wasser führt. Der Seepegel am Großen Brombachsee stagniert bzw. sinkt leicht ab, es wird nur das Mindestwasser abgegeben.
Am Sylvensteinspeicher halten sich, abgesehen von kurzen lokalen Niederschlägen, Zufluss und Abfluss die Waage.
Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit ausreichend gefüllt. Hier sind keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Grundwasserstände:
Anfang dieses Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% auf rd. 76% Mitte August an. Zwischenzeitliche Niederschläge führten vorübergehend zu einer leichten Entspannung der Niedrigwassersituation im September. Seit Anfang Oktober verschärft sich die Situation, sodass aktuell rd. 80% der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände zeigen.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Im laufenden Jahr ist die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke stark angestiegen. Aktuell liegt sie konstant hoch bei rd. 78%.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Auf Grund der kühlen Witterung haben sich die Wassertemperatur und Sauerstoffverhältnisse stabilisiert. Dies ist aus gewässerökologischer Sicht positiv zu bewerten. Die Situation mit teilweise sehr geringen Abflüssen in vielen Fließgewässern ist unverändert angespannt. Durch trockengefallene Gewässerabschnitte sind die Lebensgemeinschaften hier stark beeinträchtigt. Dies betrifft auch seltene Bachmuschelbestände.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Die meisten Seen sind jedoch weiterhin temperaturgeschichtet, d.h. eine Zirkulation hat noch nicht stattgefunden. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt daher weiterhin angespannt.

Ausblick:
Zunächst herrscht weitgehend niederschlagsfreies Wetter. Von Samstag bis Dienstag (27.-30.10.) sorgt ein großräumiges westeuropäisches Tiefdrucksystem für wechselhaftes Wetter. Es wird deutlich kühler (Tageshöchsttemperaturen zum Teil unter 10°C) und zeitweilig fällt Niederschlag mit dem Schwerpunkt an den Alpen. Ab Mittwoch (31.10.) wird derzeit eine Wetterberuhigung erwartet. Bis auf alpine Lagen wird sich die Niedrigwassersituation nicht grundlegend ändern.

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