Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 06.09.18, 14:30 Uhr

Am Freitag (07.09.2018) fallen noch schauerartige, gewittrige Niederschläge. Anschließend sorgt ein Azorenhochkeil wieder für einen trockenen Witterungsabschnitt und die Niedrigwassersituation setzt sich weiter fort. Gewässerökologie Alarmplan Main: Vorwarnung für die Meldebereiche 1 und 2 (Main-km: 66,6 bis 384,2).

Witterung:
Das bisherige hydrologische Sommerhalbjahr bleibt, trotz zeitweiliger Starkniederschläge, bayernweit zu trocken. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 05.09.2018 in Nordbayern auf 213 mm (65% vom Mittel 1981-2010) und 397 mm in Südbayern (76% vom Mittel). Eine geringere Niederschlagssumme verzeichnete Nordbayern zuletzt im Jahr 1976 und Südbayern im Jahr 2003. Im langjährigen Vergleich sind im Jahr 2018 nun 7 Monate in Folge zu trocken und 5 Monate aufeinanderfolgend deutlich zu warm ausgefallen (Augusttemperatur: + 3,9 Grad, Augustniederschlag: 64% vom Mittel). Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert insbesondere Ober- und Mittelfranken als extrem trocken. Insgesamt sind im Sommerhalbjahr 2018 ca. doppelt so viele Sommertage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 25°C) aufgetreten als im langjährigen Mittel. Damit wird das Niveau des Trockenjahres 2003 zum Teil leicht überschritten (Würzburg 2003: 84 Tage, 2018: 90 Tage). Allerdings bei der Anzahl der heißen Tage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 30°C) und der Zahl der Wüstentage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 35°C) hatte der Vergleichszeitraum aus 2003 verbreitet höhere Werte als 2018.

Fließgewässer:
Die Niederschläge der letzten Woche haben vielfach zu einem Anstieg der Abflüsse geführt. Vor allem in Ober- und Niederbayern sowie in Teilen der Oberpfalz hat sich die Niedrigwassersituation zumindest vorübergehend etwas entspannt. Nördlich der Donau und in Schwaben werden die Abflüsse weiterhin vielfach als sehr niedrig eingestuft, d. h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss wird unterschritten. So werden in Bayern an ca. 50 % der gewässerkundlichen Pegel sehr niedrige Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. An einzelnen Pegeln liegen die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Brombach- sowie Rothsee oder an der Isar durch Abgaben aus dem Sylvensteinspeicher. Mit dem Durchzug einer Kaltfront werden in der Nacht zum Freitag Schauer- und Gewitterniederschläge erwartet. In den von Niederschlägen betroffenen Bereichen können deshalb die Abflüsse vorübergehend ansteigen. Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse auf niedrigem Niveau verharren und/oder weiter abnehmen, so dass die derzeitige Niedrigwassersituation weiter anhalten wird.

Seen und Speicher:
Die Wasserstände an den Seen im Süden Bayerns sind in Folge der Niederschläge angestiegen, bewegen sich aber weiterhin auf niedrigem, z. T. sehr niedrigem Niveau.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung liegen aktuell zwischen 35 % und 93 %, wobei drei Speicher unter die 50%-Marke gefallen sind. Der Niedrigwasserbetrieb wird an allen Talsperren weiter fortgeführt.
Für die Überleitung in das Maingebiet hat sich an Niedrigwassersituation wenig geändert. Es wird davon ausgegangen, dass derzeitige Steuerung der Überleitung über das Wochenende durch den Großen Brombachsee und Rothsee beibehalten werden kann.
Der Sylvensteinspeicher hat seit September den Winterbetrieb aufgenommen. Sein Stauziel erhöht sich somit auf 752,00 mNN. Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit ausreichend gefüllt. Hier sind dieses Jahr keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Grundwasserstände:
Anfang dieses Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des Oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% auf rd. 76% stetig an. Die ausgiebigen Niederschlagsereignisse der vergangenen Woche insbesondere in Südbayern haben zu einer leichten Entspannung der Niedrigwassersituation geführt. Aktuell zeigen rd. 64% der oberflächennahen Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände und Quellschüttungen.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke ist in der vergangenen Woche leicht gesunken auf aktuell rd. 76%.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die Niederschläge des Wochenendes haben die Wasserstände von Flüssen und Seen nur kurzzeitig steigen lassen. Noch immer liegen viele Pegel im niedrigen, teilweise sehr niedrigen Bereich. Zum Teil sind sogar weitere Gewässer am Wochenende trockengefallen. Durch die niedrigen Wasserstände wird allgemein der Lebensraum vieler Wassertiere stark eingeengt.
Auf Grund der insgesamt kühleren Witterung haben sich die Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse stabilisiert. Dies ist aus gewässerökologischer Sicht positiv zu bewerten. Main und Donau weisen aber nach wie vor streckenweise geringe Sauerstoffgehalte auf.
Fischsterben treten noch immer nur in Einzelfällen und lokal begrenzt auf.
Die Situation in vielen Muschelgewässern ist weiterhin als kritisch zu werten. Seltene Muschelbestände werden kontrolliert und durch Zuleitung von Wasser oder Anstau von Gewässerabschnitten vor der Austrocknung geschützt.
Im Rahmen des Alarmplanes Main gilt sowohl für den Meldebereich 1, von der Landesgrenze nach Hessen bei Kahl bis unterhalb der Staustufe Erlabrunn, als auch für den Meldebereich 2, Erlabrunn stromaufwärts die Meldestufe „Vorwarnung“ (Alarmplan Main.
In ganz Bayern sind die Wasserwirtschaftsämter weiterhin in erhöhter Bereitschaft und führen zusätzliche Messungen und Kontrollen an den Gewässern durch.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Eine massenhafte Entwicklung von Algen und Wasserpflanzen, die zu Beeinträchtigungen von Nutzungen führen können, ist weiterhin nicht auszuschließen, aber eher in Einzelfällen zu erwarten. Besonders ist mit solchen Situationen in nährstoffreichen Kleinseen und Baggerseen zu rechnen. Blaualgenblüten, die zu Nutzungsbeeinträchtigungen führen, können vereinzelt noch auftreten. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt in manchen Seen weiterhin angespannt.

Ausblick:
Von Donnerstagnachmittag bis Freitagabend (06. bis 07.09.2018) überquert die Kaltfront des Tiefs Yu Bayern ostwärts und verursacht kurzzeitig Schauer- und Gewitterniederschläge. Anschließend sorgt ein sich nach Bayern erstreckender Azorenhochkeil wieder für einen trockenen Witterungsabschnitt mit spätsommerlich warmen Temperaturen. Durch das Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge wird die Niedrigwassersituation weiter anhalten.

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