Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 16.08.18, 13:30 Uhr

Gemäß Wettervorhersagen des DWD ist auch in den nächsten 7 Tagen nicht mit dauerhaften Flächenniederschlägen zu rechnen. Freitag zum Teil Starkregen, Samstag an den Alpen noch einzelne Gewitter. Danach bis Mittwoch, 22.08. überwiegend trocken und sommerlich warm bis heiß. Die derzeitige Niedrigwasserlage setzt sich nur wenig verändert fort.

Witterung:
Das bisherige Sommerhalbjahr bleibt, trotz lokaler gewittriger Starkniederschläge, bayernweit zu trocken. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 15.08.2018 in Nordbayern auf 180 mm (65% vom Mittel 1981-2010) und 322 mm in Südbayern (74% vom Mittel). Im langjährigen Vergleich sind nun 6 Monate in Folge zu trocken und 4 Monate aufeinanderfolgend deutlich zu warm ausgefallen (Julitemperatur: + 2,8 Grad, Juliniederschlag: 55% vom Mittel). Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert insbesondere Teile Oberfrankens der Oberpfalz, Schwaben und Oberbayern als extrem trocken. Die Trockenwettersituation wird von einer deutlich zu warmen Witterung begleitet. Insgesamt sind im Sommerhalbjahr 2018 bisher mehr als doppelt so viele Sommertage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 25°C) aufgetreten als im langjährigen Mittel. Damit ist das Niveau des Trockenjahres 2003 bereits erreicht, teilweise sogar überschritten worden (Würzburg 2003: 55 Tage, 2018: 78 Tage). Die Anzahl der heißen Tage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 30°C) erreicht vielerorts die Werte aus 2003.

Fließgewässer:
Die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern hat sich zur Vorwoche kaum verändert und bleibt angespannt. Die Niederschläge der vergangenen Woche in Südbayern haben dort nur lokal zwischenzeitlich zu leichten Abflussanstiegen geführt. So sind weiterhin nahezu bayernweit an den gewässerkundlichen Pegeln niedrige Abflüsse zu verzeichnen. An über 60% der Messstellen werden derzeit Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert und damit als sehr niedrig eingestuft. An einigen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden (siehe Speicher). Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse auf dem vielfach sehr niedrigen Niveau verharren und/oder weiter abnehmen.

Seen und Speicher:
Die Wasserstände an den Seen im Süden Bayerns sind weiterhin auf niedrigem, im Südosten auf sehr niedrigem Niveau. Die Wasserstände werden auf diesem niedrigen Niveau bleiben und z. T. weiter zurückgehen.
Die staatlichen Talsperren leisten seit Beginn dieser ausgeprägten Trockenphase einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Abflüsse in den Gewässern. Die Betriebsräume für Niedrigwasseraufhöhung sind aktuell zwischen 49 % und 95 % gefüllt. Seit letzter Woche sind alle Seepegel der Talsperren gesunken.
Wegen sehr niedrigen Abflüssen in Iller und oberen Donau hat der Rottachsee die Wasserabgabe nun wieder spürbar erhöht. Auch der Sylvensteinspeicher muss seit gestern deutlich mehr zur Aufhöhung der Isarabflüsse beitragen.
Für die Überleitung in das Maingebiet ist die Lage seit 2 Wochen unverändert. Der niedrige Abflusswert am Pegel Kehlheimwinzer ermöglicht nach wie vor keine Überleitung von Donauwasser in das Maingebiet. Das Aufhöhungswassers für das Regnitz-/Maingebiet wird aus dem Großen Brombachsee und dem Rothsee entnommen.
Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend weiterhin gut gefüllt. Hier sind auf längere Sicht keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Folgende Talsperren betreiben aktuell Niedrigwasseraufhöhung für ihre Gewässer:
• Sylvensteinspeicher
• Rottachsee
• Brombachsee
• Rothsee
• Liebensteinspeicher
• Eixendorfer See
• Förmitztalsperre
• Ellertshäuser See
• TWT Mauthaus

Grundwasserstände:
Bei anhaltendem Trockenwetter und nur geringen Niederschlägen ist weiterhin nicht mit einer Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen. In der vergangenen Woche stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk weiter geringfügig an. Rund 73 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 82 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.
Anfang dieses Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des Oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% auf aktuell rd. 73% stetig an.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) zu sehen. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. In der vergangenen Woche stagnierte die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke auf einem konstant hohen Niveau. Aktuell zeigen rd. 82% aller tiefen Grundwassermessstellen niedrige oder sehr niedrige Messwerte.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern entspannt sich etwas aufgrund der merklichen Temperaturabkühlung. An den beiden großen Flüssen Donau und Main, aber auch in vielen weiteren zuvor überdurchschnittlich warmen Fließgewässern in Bayern, sind die Wassertemperaturen deutlich zurückgegangen. Im Rahmen des Alarmplanes Main wird deshalb für den Meldebereich 1, von der Landesgrenze nach Hessen bei Kahl bis unterhalb der Staustufe Erlabrunn, die Meldestufe „Alarm“ aufgehoben und gilt die Meldestufe „Warnung“. Für den Meldebereich 2, Erlabrunn stromaufwärts, gilt weiterhin die Meldestufe „Vorwarnung“ aufgrund der niedrigen Abflüsse (Alarmplan Main).
Viele Fließgewässer weisen weiterhin sehr niedrige Abflüsse auf. Vielfach sind kleinere Gewässer, Quellen, aber auch Gräben trockengefallen. In diesen ausgetrockneten Abschnitten wurden auch tote Fische beobachtet, größere Fischsterben hingegen sind nicht bekannt. Regional kommt es auch zu kritischen Sauerstoffverhältnissen zum Teil deutlich unter 5 mg/l. In ganz Bayern sind die Wasserwirtschaftsämter weiterhin in erhöhter Bereitschaft und führen zusätzliche Messungen und Kontrollen an den Gewässern durch. Vereinzelt werden seltene Muschelbestände kontrolliert und durch Zuleitung von Wasser vor der Austrocknung geschützt.
Gegenüber der Vorwoche sind bayernweit die Wassertemperaturen der Fließgewässer z.T. zurückgegangen. In den Seen bleiben sie unverändert hoch. Da es weiterhin sommerlich warm bleiben soll, werden die Wassertemperaturen aber auf hohem Niveau verbleiben. Dies fördert in den Seen eine massenhafte Entwicklung von Algen und Wasserpflanzen, die zu Beeinträchtigungen von Nutzungen führen können (z.B. einige Seen des mittelfränkischen Seenlandes). Verstärkt ist mit solchen Situationen in nährstoffreichen Kleinseen und Baggerseen zu rechnen. Blaualgenblüten, die zu Nutzungsbeeinträchtigungen führen, werden verbreitet beobachtet.

Ausblick:
Die sommerlich warme Witterung in Bayern wird am Freitag vorübergehend durch eine von Westen her kommende Kaltfront beendet. Gewittrige Schauer mit lokalem Starkregen sind die Folge. Die Niederschlagsmengen reichen aber nicht aus, um die Niedrigwasserlage grundlegend zu verändern.

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